Schatten über Sambia

■ Wer tötete den Sohn von Ex-Präsident Kaunda? Alles deutet auf die Regierung hin

Johannesburg (taz) – Nach der Ermordung eines Sohnes des früheren sambischen Präsidenten Kenneth Kaunda spitzt sich die Lage in Sambia zu. Über 5.000 Menschen nahmen am Dienstag in der Hauptstadt Lusaka an der Beerdigung von Wezi Kaunda teil, der seinen Vater als Chef der oppositionellen „Vereinigten Nationalen Unabhängigkeitspartei“ (Unip) beerben wollte. Der 47-jährige Wezi Kaunda war am Mittwoch letzter Woche von Unbekannten vor seinem Haus in Lusaka erschossen worden.

Zwar nahm die Polizei zwei Verdächtige fest, doch nicht nur in der Unip wird vermutet, dass der Mord politisch motiviert gewesen sein könnte. Schon mehrmals sind in den vergangenen Jahren unbequeme Politiker in Sambia auf diese Art und Weise aus dem Weg geräumt worden. Nie konnte aufgeklärt werden, wer hinter den Anschlägen steckt. Und Kenneth Kaundas Nachfolger als Präsident, der seit 1991 regierende Frederick Chiluba, verfolgt seinen Erzrivalen unnachgiebig. Am Ende aber hat Chiluba damit erreicht, dass Kaunda der populärste und einzig ernstzunehmende Oppositionspolitiker des Landes ist. Chilubas Regierung gilt als korrupt und undemokratisch, und das Londoner „Foreign Policy Centre“ hat vor dem am Freitag in Südafrika beginnenden Commonwealth-Gipfel vorgeschlagen, Sambias Mitgliedschaft wegen beständiger Verstöße gegen Demokratie und Menschenrechte zu suspendieren.

Doch Kaunda selbst hat den Verdacht geäußert, dass sein Sohn aus den eigenen Reihen ermordet worden sein könnte. Im südafrikanischen „Institute for Securitiy Studies“ allerdings hält man das für vorgeschoben, um von einem viel schwerwiegenderen Verdacht abzulenken: Der ehemalige Major soll beste Beziehungen zu Generälen der angolanischen Armee gehabt und in Angola Guerillakämpfer ausgebildet haben – für den eigenen Bedarf. Schon seit Monaten kursieren Gerüchte, dass Wezi Kaunda mit Hilfe der angolanischen Armee einen Putsch gegen Chiluba plante.

Die angespannten Beziehungen zwischen Sambia und Angola haben in diesem Jahr fast zum Krieg geführt, denn Angolas Regierung ist davon überzeugt, dass Chiluba beste Beziehungen zu Angolas Unita-Rebellen hat und sich die Unterstützung mit Diamanten entgelten lässt. Trotz UN-Sanktionen kann man in Sambia auf offener Straße Diamanten aus Angola kaufen. Sicherheitsexperten in der Region gehen davon aus, dass Sambia heute der letzte Nachschubposten für Unita-Führer Jonas Savimbi ist, der jüngst wichtige Hochburgen in Angola verloren hat. Kordula Doerfler