Die Antwort auf das Herrschaftswissen des Werner Hansch

■ Homepages im Internet: Das digitale Lexikon hat Antworten auf (fast) alle Fragen / FC St. Pauli nicht dabei

Manchmal ist Werner Hansch zu beneiden. Jedesmal, wenn der beliebte SAT 1-Reporter zu seinen berüchtigten Fußball-Kommentaren ansetzt, ist der gelernte Radio-Mann dermaßen gut von seiner Redaktion mit Fakten und Analysen ausgerüstet worden, daß neben der Ruhrpott-Lyrik auch noch echte Informationen aus dem Fernsehlautsprecher sprudeln.

Ein zehnköpfiges Team aus Redakteuren und studentischen Hilfskräften wühlt sich die liebe lange Woche durch Dutzende von Tageszeitungen, Berge von Nachschlagewerken und zig Stunden von Spielaufzeichnungen, um den jeweiligen Moderatoren die nötige Fußballschlauheit zu verpassen, die die Übertragungen gerade noch erträglich erscheinen lassen: Das Herrschaftswissen eines Fernsehkommentators also, das den gemeinen Fußballfan vor Neid erblassen läßt.

Zumindest einen, dem der Weg auf den Datenhighway Internet versperrt ist. Dort nämlich haben Fans inzwischen „Homepages“ zu allen Fußball-Bundesligisten eingerichtet, und Fragen wie „Wer schoß die Tore beim 2:0-Sieg des Hamburger Sportvereins im europäischen Cup-Siegerfinale 1977?“ sind auch ohne Nachschlagewerke mit einem einfachen Computer und Modem genauso schnell zu beantworten, wie Werner Hansch redet.

Gleich auf zwei „Homepages“ ist der Hamburger Sportverein vertreten. Unter der Adresse www./teuto.de/phoelt/hsv/hsv.html, der aktuelleren von beiden, werden neben entscheidenden fußballhistorischen Fragen (etwa die Mannschaftsaufstellungen der europäischen Endspiele mit HSV-Beteiligung) die Statistik zu sämtlichen Saisonspielen, die Tabelle und recht ausführliche Spielberichte verbreitet. Und als besonderes Bonbon: Links (neudeutsch für Verbindungen) zu den Homepages der gegnerischen Vereine, um Ausgewogenheit zu suggerieren. Mit buchhalterischer Akribie wird hier also der Statistik-Junkie mit den ach so nötigen Informationen gefüttert, die schon so manches Fetengespräch vor der Sprachlosigkeit retteten.

Weitaus lustiger als beim HSV ging es einmal auf der Homepage des Übersteigers, des „Kampf- und Spaßblattes“ des FC St. Pauli zu. Doch die wurde seit der vergangenen Saison nicht mehr aktualisiert (wohl immer noch am Aufstiegfeiern), so daß der FC St. Pauli neben dem KFC Uerdingen der einzige Bundesligist ist, der nicht auf dem Datenhighway vertreten ist. Eine verpaßte Chance, wie die Seiten des Bundesligaschlußlichtes SC Freiburg offenbaren. Dort wird mittlerweile auf drei Homepages (davon eine aus Amerika und eine aus Schweden) die Chance genutzt, via Internet eine Art Fanzine zu verbreiten, ohne sich Gedanken um Druck und Vertrieb, Kosten etc. machen zu müssen.

Erreichbar sind die Links zu den Homepages der einzelnen Bundesligisten am bequemsten über „Dino Sport“ (www.wiso.gwdg.de/ifbg/go7.htm) oder über die bewährten Websuchsysteme Lycos, Webcrawler oder Yahoo. Überdies befinden sich noch sämtliche Spitzenvereine aus fast allen Ländern im Netz, so daß man mit einer solchen Menge an Infos sogar Werner Hansch an Fußballschlauheit überbieten kann. Welcher Fußballfanatiker träumt nicht davon? Max Schulz