■ Soundcheck: Moondog Jr.
Gehört: Moondog Jr. Wieder so ein geworfenes Individuum. Geworfen in eine für ihn einsame, fremde bisweilen skurrile Welt, den Großstadtblues spielend. Stef Kamil Carlens, Sänger und Gitarrist von Moondog Jr., macht das schon sehr ordentlich. Und sicherlich ist es nicht ganz koscher, jemandem mangelnde Lebenserfahrung vorzuwerfen. Doch um sich an den Blues zu wagen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder er wird verhackfrühstückt und gebrochen bis zur Schmerzgrenze. Dafür spielen die Moondogs zu traditionell, wenn auch auf hohem technischen Niveau: hübsch die gelegentlich offen gestimmte Gitarre, klug der kontrapunktisch gesetzte Synthesizer, munter die seltene Adaption moderner Grooves. (Insgesamt erinnert ihre Musik an die hippen Lieder des späten Tom Waits.) Oder der Hörer findet sich im Vorgetragenen – vor allem vermittelt durch die Texte – wieder. Nur da fiel es doch irgendwie schwer, sich auf Carlens einzulassen. So verhalten sich Moondog Jr. zum Blues wie Teenage Fanclub zum Pop. Beide Bands wildern in lange erprobten Musiken und beherrschen die Klaviatur des geschmackvollen Zitierens. Nur daß einem dies beim Pop nicht übel aufstößt.
K. Mierow/Foto: jms
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