Hattig setzt weiter auf Daewoo

■ Insolvenz-Verfahren tangiert Bremens Förderung für die Verlagerung des Daewoo-Autoumschlags nach Vegesack nicht / SPD: „Positives Signal“

Das von den Banken beantragte Insolvenzverfahrenüber die Daewoo-Deutschland GmbH berührt nicht das Projekt, diesen Konzern mit seiner Deutschland-Zentrale nach Bremen auf das Gelände der Vulkan-Werft zu holen. Dies hat Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig versichert. Denn das Land Bremen hat ja keine Verträge mit Daewoo, sondern mit dem Spedi-tionsunternehmen Egerland, das auf die Daewoo-Aufträge gesetzt hat, die derzeit noch über Bremerhaven abgewickelt werden. In Bremerhaven ist Daewoo noch bis Ende 2000 vertraglich gebunden, derzeit liegen dort 10.000 PWK, die der eingesetzte Konkursverwalter sichergestellt hat.

„Als sich die Senatoren für Wirtschaft und Häfen in der vergangenen Legislaturperiode für die Ansiedlung der Daewoo Deutschlandzentrale einsetzten, war die weitere Entwicklung dieses Weltkonzerns nicht abzusehen“, erklärte Hattig. Das Insolvenzverfahren derzeit gebe allerdings „keinen Anlaß zu einer weitergehenden Reaktion“.

Das sieht Hattigs Vorgänger, der frühere Wirtschaftssenator und derzeitige FDP-Landesvorsitzende Claus Jäger, anders. Er hatte schon im Mai darauf hingewiesen, dass angesichts der Konzentra-tionstendenzen im Auto-Geschäft völlig offen sei, „mit wem man es zu tun hat“, wenn man auf die PKW-Sparte von Daewoo spekuliert. Dass der vergleichsweise kleine Automobil-Sektor von Daewoo als selbstständiges Unternehmen erhalten bleiben würde, schien Jäger damals schon unwahrscheinlich. Er hatte vor einer Fehlinvestition des Landes Bremen gewarnt. Heute fordert der frühere Wirtschaftssenator den sofortigen Stopp der Abriss-Arbeiten. In der Vorbereitung des Baus von PKW-Stellplätzen auf dem früheren Werftgelände werden derzeit Anlagen, die für eine andere Verwendung gebraucht werden könnten, abgerissen.

Auch der Unternehmer Egon Harms, der seit 40 Jahren in Bremerhaven Autoumschlag betreibt, hält es für ausgeschlossen, dass in Vegesack betriebswirtschaftlich rentabel Autoumschlag stattfinden kann. Der General-Motors-Konzern, der die Daewoo-Autosparte möglicherweise übernimnmt und für den Harms auch im Auto-Umschlag tätig ist, könne kein Interesse an diesem Standort haben, meint Harms. Selbst der Daewoo-Autoumschlag, der in Bremerhaven in diesem Jahr auf 13.000 PKW sinkt, wäre zu gering zur rentablen Auslastung einer neuen Kai-Anlage. In den vergangenen Monaten hat das Umschlagsunternehmen Egerland Akquisitionsreisen bis nach Japan unternommen und Autohersteller, die bisher über Bremerhaven liefern, mit günstigeren Preisen wegzulocken versucht. Die Bremerhavener Firmen mussten unter diesem Druck ihre Preise senken.

Dass die Egerland GmbH ihre wirtschaftlichen Zielsetzungen in Vegesack trotz des Insolvenz-Verfahrens nach Angaben Hattigs „uneingeschränkt“ weiter verfolge, wertet der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen dagegen als „ernstzunehmendes positives Signal“. Der SPD-Politiker erinnerte den Wirtschaftssenator per Pressemitteilung an seine Zusage im Landesparlament, „dass konkret 250 Arbeitsplätze geschaffen“ würden auf dem Vulkan-Gelände. Darüber hinaus habe Hattig von der Chance gesprochen, „einen asiatischen Großkonzern in Bremen zu verankern“. Dass dies vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung „ziemlich unrealistisch“ wirke, habe hoffentlich keine Auswirkungen auf die für Bremen-Nord versprochenen Arbeitsplätze, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Das Land Bremen finanziert mit mehr als 60 Millionen Mark die Infrastruktur für den geplanten Daewoo-Autoumschlag in Vegesack.

In Seoul hat Daewoo gestern beim symbolträchtigen Verkauf des „Hilton Hotel“ 228,5 Millionen Dollar erlöst. K.W.