Streikende Arbeiter blockieren Smart

■ Produktion des Kleinstwagens liegt wegen Materialmangels still

Paris (taz) – Seit Mittwoch rollen keine bunten Smarts mehr aus der Fabrik im französischen Ort Hambach. Ein Streik bei Subunternehmen, die unter anderem die Karosserieen für das zweifarbige Kleinstauto produzieren, schnitt binnen weniger Tage den Nachschub ab. Gestern nachmittag berieten die Streikenden, die 450 Mark Lohnerhöhung und ein Ende des Missbrauchs mit Zeitarbeitsverträgen verlangen, über eine Fortsetzung ihrer Proteste in der nächsten Woche.

Der Konflikt war ausgebrochen, als am vergangenen Montag 30 Beschäftigte des kanadisch-österreichischen Karosserieherstellers Magna in den Streik traten und mehrere Zufahrtswege zu dem Werk blockierten. Die Arbeiter hatten seit Monaten versucht, ihren Patron auf dem Verhandlungsweg zu einer Erhöhung der Löhne zu bringen. Damit setzte ein Schneeballeffekt in dem erst 1997 eröffneten Werk ein. Bis Mittwoch waren bereits die Mitarbeiter von zwei weiteren Zuliefererunternehmen, die unter anderem Türen des Wagens herstellen, im Streik.

Das Unternehmen Smart, das in diesem Jahr knapp 80.000 Autos verkaufen will und für das nächste Jahr eine Steigerung auf 100.000 Stück plant, fährt somit in eine neue Art von Krise. Dabei hatte die heutige DaimlerChrysler-Tochter den Standort Hambach nicht nur wegen der hohen Subventionen für Unternehmensansiedlungen, sondern auch deswegen ausgewählt, weil es dort nicht nach Arbeitskonflikten aussah. Die vom Minensterben strukturell zerstörte Region hat eine hohe Arbeitslosigkeit und einen niedrigen gewerkschaftlichen Organiationsgrad. Zusätzlich sollte eine vielfach untergliederte Unternehmensstruktur dafür sorgen, dass die Beschäftigten sich nicht organisieren. Die meisten Teile für den Kleinwagen werden zwar auf demselben Industriegelände, aber in über zehn verschiedene Unternehmen hergestellt.

Die Arbeit in „Smartville“ ist unbeliebt. Die meisten der 1.700 Beschäftigten sind über Programme der Arbeitsämter dorthin gekommen. Während der ersten sechs „Ausbildungsmonate“, werden sie aus der Arbeitslosenversicherung bezahlt. Anschließend setzt man sie auf niedrige Löhne, die nur in Ausnahmefällen über 2.100 Mark brutto liegen.

Als die Behörden jüngeren Bergbauarbeitern der Region 150.000 Mark für den Wechsel nach Smartville anboten, nahmen nur 20 Männer das Angebot an.

Dorothea Hahn