Antreten zum letzten Appell

■ Die letzten ihrer Art: Die DVU will alte Wehrmachts-Traditionalisten beerben

Vor dem Sturm auf die Parlamente kommt der Sturm auf die Testamente. Das ist offenbar die neue Devise der Deutschen Volksunion (DVU), die nach den teuren Wahlkämpfen in Bremen und den ostdeutschen Bundesländern anscheinend auf dem Schlauch steht. Auf der Suche nach Geld wandte sich die Partei daher kürzlich an alte Freunde.

In einem Brief bat der offenbar erschöpfte Finanzier Gerhard Frey seine Anhänger um „die größtmögliche in Ihren Kräften stehende Spende“. Beigelegt war ein Handzettel, der das Problem der Parteifinanzierung auf den Punkt bringt und gleich eine Lösung anbietet: Satte 685 Millionen Mark, wird dort vorgerechnet, sackten die sechs Bundestagsparteien 1997 ein, davon kam über ein Drittel aus Bundesmitteln. Dagegen hätten sich die Einnahmen der DVU in Höhe von knapp vier Millionen Mark bescheiden ausgenommen.

Auf der Rückseite präsentieren die Parteistrategen einen Ausweg aus der Finanzmisere: Unter dem Titel „Was soll einmal werden?“ wenden sie sich in erster Linie an ehemalige Angehörige der Wehrmacht. Die Soldaten dieser „tapfersten Truppe der Welt“ werden gebeten, die DVU testamentarisch als Erbin einzusetzen. So könnten sie sich auch noch posthum in den Dienst der nationalen, der guten Sache stellen. Und sie brauchen keine Angst mehr zu haben, dass vaterlandslose Enkel ihr „sauer verdientes Erbe“ einfach verjuxen – oder dass gar der Staat einmal Erbe wird. Tenor: Der habe durch staatliche Förderung von Anti-Wehrmachts-Ausstellungen doch dazu beigetragen, dass „ihre Ehre in den Dreck getreten“ wurde. Als Entscheidungshilfe und Anreiz soll da wohl auch der Hinweis wirken, dass die DVU wie alle Parteien von der Erbschaftssteuer befreit ist.

Das Schönste: All das geht quasi heimlich. Niemand muss den Erben in spe wegen der Testaments-Entscheidung in die Augen blicken. „Vertraulichkeit“ bietet die Rechtsabteilung jener Partei, die eigentlich selbst eine komplette Rechts-Abteilung ist.

Ein einfacher Plan – die alte Garde um Onkel Franz aus der Lindenstraße wird zwar bald das Zeitliche segnen und dann als Beitragszahler ausfallen. Aber würde die DVU als Erbin eingesetzt, könnten die Veteranen nach ihrem „großartigen Aufbauwerk“ jetzt einen letzten Dienst tun, „um die Lügen der Medienindustrie zu widerlegen“.

Keine Angaben mag die DVU selbst indes zur Resonanz auf ihre jüngste Spendenwerbung machen – könnte ja auch sein, dass die alten Herren keinen Geschmack an der Vorstellung finden, sie hätten Stalingrad nur überlebt, damit die eigenen Parteifreunde nun ihren Tod herbeisehnen. jank