■ Der Mobilfunkkonzern Vodafone will Mannesmann übernehmen
: Die Macht der Aktionäre

ber 200 Milliarden Mark will der britisch-amerikanische Mobilfunkkonzern Vodafone für Mannesmann bieten. Dabei geht es nicht um die weltweit geachteten Firmenteile Stahl oder Anlagenbau – die großen alten Sparten will das Vodafone-Management so schnell wie möglich wieder loswerden –, sondern um die Handy-Betreiber. Das sieht auf den ersten Blick wie die endgültige Niederlage der Metallbranche und ihrer Gewerkschaften aus: Ein Traditionskonzern wird zum Wurmfortsatz der Emporkömmlinge von der Telekom-Fraktion. Doch andererseits ist es auch eine Demonstration, welche Macht das deutsche Aktienrecht den Gewerkschaftern geben kann. Denn die Arbeitnehmer von Mannesmann sind gegen eine Fusion, kommen in ihrer Mehrheit aus der Metall- und Stahlbranche und stellen fast die Hälfte der Stimmen im Aufsichtsrat. Sie umzustimmen, wird den neuen Herren in spe kaum gelingen. Der Aufsichtsrat wird also nur seinen Segen geben, wenn es Vodafone gelingt, alle Vertreter der Kapitalseite von seinen Zielen zu überzeugen. Das heißt, dass fast alle derzeitigen Aktionäre ihre Aktien an Vodafone verkaufen müssen und nicht nur eine Mehrheit – eine hohe Hürde, die in anderen Ländern unbekannt ist.

Gelingen könnte der Mannesmann-Kauf trotzdem – es ist alles eine Frage des Preises. Vodafone nun vorzuwerfen, sie würden rücksichtslos versuchen, ein gewachsenes Unternehmen mitsamt den Arbeitnehmern zu verscherbeln, ist aber reichlich kurz gegriffen. Erstens ist Vodafone nun einmal ein Telekom- und keine Metallkonzern. Den Metallern wäre nicht gedient, wenn sie trotzdem im Verbund blieben. Und zweitens hingen auch die Mannesmann-Vorstände in letzter Zeit nicht mehr an ihren Stahl- und Anlagenbauern. Strategisch war Mannesmann völlig auf Zuwächse im Telekom-Bereich ausgerichtet. Die Börse hat das auch honoriert und Mannesmann, gemessen am Umsatz, zum höchstbewerteten Konzern Deutschlands gemacht. Das heißt aber auch, dass der Mannesmann-Vorstand sich bei einer günstigen Gelgenheit von seinen überalterten Wurzeln in traditionellen Industriesparten getrennt hätte.

Jetzt wird vielleicht alles schneller gehen als gedacht. In den neuen Boomsparten werden und vergehen Unternehmen sehr viel schneller als in den alten Industrien. Die Stahlarbeiter und Metaller können nur hoffen, dass sie möglichst ungeschoren bei einem anderen Konzern ihrer Branche unterkommen. Da dürften schon einige warten. Reiner Metzger