Junge alte Ideen

Jugend im Parlament: der Transrapid wird gebaut und das Mühlenberger Loch wird gefüllt  ■ Von Sandra Wilsdorf

Noch schlimmer als bei den großen Politikern: Von den sieben Ausschussvorsitzenden sind sechs Männer. Und die eine Frau ist Chefin vom Schulausschuss. „Zufall“, nennen es die Jugendlichen. „Wir haben gelernt, was Demokratie ist“, sagt Danial Ilkhanipour, Präsident von „Jugend im Parlament“, die gestern nach viertägiger Arbeit im Rathaus ihre Resolution vorgelegt haben. „Wir haben Selbstvertrauen gewonnen und Kompromisse gefunden.“

Vor lauter Kompromissen hat es für Visionen nicht mehr gereicht. „Wir wollen doch ernst genommen werden“, sagt ein Mädchen. Einige Mitglieder des Ausschusses Ausländerpolitik hätten gefordert, jeder solle in dem Land leben können, in dem er möchte. „Das ist naiv, wir haben uns um Realistisches gekümmert“, sagt einer.

Also zurück zu den Kompromissen. Während der parlamentarischen Arbeit haben sich die 15- bis 21-Jährigen auf folgende Forderungen geeinigt: Der Transrapid soll kommen – und zwar zweispurig. Weil er so leise und so energiesparend, eben ökologisch sinnvoll ist. Das ist das Mühlenberger Loch nicht, deshalb soll es zu einem Viertel zugeschüttet werden, ganz wie die DASA es wünscht. „Nach Abwägung haben wir beschlossen, dass die ökonomischen Vorteile die ökologischen Nachteile überwiegen“, spricht Arnulf Köhncke vom Umwelt-Ausschuss. Beim Thema Schule ist „Niveausicherung“ wichtig. Zu viele machen Abitur, dessen Wert verfällt. Deshalb soll ein Eignungstest nach der vierten Klasse bei der Entscheidung helfen. Lernmittelfreiheit wollen die Schüler abschaffen. Weil die Bücher ohnehin veraltet und verwarzt sind.

Der Ausschuss Innere Sicherheit wollte eigentlich die Strafmündigkeit auf 12 senken und Erlebnispädagogik abschaffen. Beides hat das Plenum abgelehnt. Auch abgelehnt hat es, dass Ausländer, die sich seit mindestens acht Jahren legal in Deutschland aufhalten, das Landtagswahlrecht bekommen.

Moment mal, das muss ein Irrtum sein. Falsche Tür? Aus Versehen bei der Jungen Union gelandet? Kann auch nicht sein, denn jetzt will Nadim Abd el Aal vom Ausschuss Drogenpolitik „mehr Geld für Prävention, Abgabe harter Drogen an Süchtige und Legalisierung von Cannabis“. Das soll es allerdings nur in Apotheken geben. Von einer „Autoritätsperson“ und mit Begleitbroschüre.

Wohl doch nicht Junge Union. Was dann? „Die Vernunft hat gesiegt“, sagt ein junger Parlamentarier. Gute Nacht.