Die Schonzeit läuft langsam aus

Den Verkehrsbetrieben in Berlin und Brandenburg wird in den kommenden Jahren verstärkt europäische Konkurrenz auf den Pelz rücken. Die hiesigen Unternehmen wappnen sich  ■   Von Lars Klaaßen

In den öffentlichen Nahverkehr Berlins und Brandenburgs kommt Bewegung: Der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB), der unter seinem Dach 35 öffentliche und private Verkehrsunternehmen vereint, „rüstet zum Wettbewerb im Nahverkehr“. Mit diesem Slogan lud das Unternehmen im September zum „Qualitätstag“, der noch in diesem Jahr ein zeites Mal stattfinden soll. Hintergrund dieser Veranstaltung ist das neue europäische Ausschreibungsrecht bei der Vergabe von Konzessionen für den öffentlichen Nahverkehr.

Wenn Ende 2001 in Brandenburg der Großteil dieser Konzessionen ausläuft, müssen sich die betroffenen Unternehmen auf Konkurrenz aus ganz Europa gefasst machen. „Mit der Fachtagung nehmen wir vor allem Möglichkeiten der Qualitätssteigerung ins Visier“, erläutertUwe Stindt, Geschäftsführer des VBB. Aus- und Fortbildung des Personals gilt dem Verkehrsverbund dabei als Voraussetzung. Deshalb wurden auch die Industrie- und Handelskammern der beiden Länder hinzugezogen. Sie sollen in Zusammenarbeit mit den Betrieben das entsprechende Angebot schaffen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben bereits im August vom Senat grünes Licht für einen neuen Unternehmensvertrag bekommen, der von 2000 bis 2007 gelten soll. Doch auch Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen steht vor entscheidenden Veränderungen: Mit dem „BVG Sanierungs- und Umsetzungskonzept“ (BSU 2000) soll der Riesenbetrieb in den kommenden Jahren für den europäischen Wettbewerb fit gemacht werden. Teil des Konzeptes ist die Gründung der Berlin Transport GmbH (BT), die ab 1. Dezember als Tochterunternehmen der BVG Fahrdienstleistungen für Bus, U-Bahn und Straßenbahn erbringen wird. Obwohl die Löhne bei der GmbH um etwa ein Drittel unter den öffentlichen Tarifen liegen werden, rechnet Hilmar Schnitt-Kohlhas, Vorstand Personal und Soziales bei der BVG sowie Geschäftsfüherer der BT, damit, dass der Großteil der Belegschaft zur Tochter wechseln wird: „Wir gehen von rund 600 Umsteigern pro Jahr aus.“

Bei der S-Bahn Berlin GmbH wird europäische Wettbewerbsfähigkeit auch ökologisch dekliniert: Senkung des Energieverbrauchs und Ressourceneinsatzes, Abfallvermeidung sowie Boden- und Gewässerschutz sind erklärte Umweltziele der S-Bahn, die durch ein langfristig angelegtes Umweltprogramm realisiert werden sollen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG für den Öko-Audit zertifiziert wird, fällt am 22. November.