Buddelkastenkämpfe in Dahlem

■  Wie ein unsicherer Spielplatz in Dahlem abgerissen werden sollte und die Eltern einen Aufstand probten, weil sie nicht wussten, dass im nächsten Jahr an gleicher Stelle ein neuer, besserer Platz gebaut werden soll

Bauarbeiter kapitulierten angesichts der zu allem bereiten Mieter. Sogar Polizisten bissen sich an ihnen die Zähne aus.

Mami, die tragen meine Rutsche weg.“ Der 4-jährige Maximilian ist stinksauer. Vor seinem Kinderzimmer in Dahlem sind gestern Morgen Bagger angerückt, um den Spielplatz dem Erdboden gleichzumachen. Spontan stellten sich 15 Familien mit Kind und Kegel zwischen Rutsche und Bagger, um die Zerstörung der Spielgeräte und des Sandkastens zu verhindern. Wenn es um ihren Kiez geht, lassen sich die Dahlemer nichts gefallen.

Lange genug geht nun schon das Gezerre um ehemaliges Allierteneigentum in Dahlem. Häuser und Spielplatz gehören dem Bundesvermögensamt. Das hätte lieber Bonner als Berliner Mieter. Noch ist nicht klar, ob die Familien dort wohnen bleiben dürfen. Doch bisher habe, so die Anwohner, kein Bonner ernsthaftes Interesse an den schmucklosen Bauten gezeigt. Viele teuer sanierte Wohnungen stünden leer.

„Jetzt wollen die an uns sparen“, vermuteten die aufgebrachten Anwohner. „Darum wird unser Spielplatz plattgemacht.“ Was sie sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Der Spielplatz gilt nach einem TÜV-Gutachten als gefährlich. An gleicher Stelle soll im Herbst nächsten Jahres ein neuer, sicherer Platz gebaut werden.

Ahnungslos stellten sich die Anwohner auf einen harten Kampf mit dem Vermögensamt ein. Sie wollen es auf eine Kraftprobe ankommen lassen. Wie schon einmal: Damals ging es um in den Wohnungen ausgelegtes Parkettimitat. Krebserregende Gase entwichen dem Kleber. Die Bewohner erreichten, dass das Bundesvermögensamt alles wieder herausreißen lassen musste.

Auch diesmal kapitulieren die irritierten Bauarbeiter angesichts der zu allem bereiten Mieter. Sogar Polizisten bissen sich an ihnen die Zähne aus. Die Beamten drohten: „Notfalls werden wir sie wegtragen lassen.“

Eiligst entsandte das Bundesbauamt einen Vermittler. Der hatte so viel Starrköpfigkeit in seiner 15-jährigen Amtszeit noch nicht erlebt. Er erklärte den Familien die Sache mit dem TÜV-Gutachten. Den Dahlemern reicht das nicht: Ein Sommer ohne Spielplatz – für die Mütter undenkbar: „Hier spielen täglich 50 bis 60 Kinder.“ Sie blieben hart: „Wir wollen den Spielplatz schon im Frühling.“ Sonst würden sie sich nicht von der Stelle rühren.

Maximilans Mutter ist mit ihrem Sohn von Kreuzberg hierher gezogen. Der Spielplatz vorm Haus war der Hauptgrund: „Hier kann ich Max vom Küchenfenster aus sehen.“ Der Herr vom Bundesbauamt lenkte ein und unterschrieb noch vor Ort eine Erklärung, dass schon im Frühjahr mit dem Spielplatzbau begonnen werde. Karen Heinrichs