Lächerlich gemacht

betr.: „Ökopharisäer“ von Michael Miersch, taz vom 30./31. 10. 99; „Zweierlei Maß“ von Hartmut Seidich, taz vom 13./14. 11. 99 (Ökolumnen)

Zum Glück hat Herr Seidich die Möglichkeit bekommen, die Ausführungen von Michael Miersch zu den Aktivitäten von Sea Shepherd aus seiner Sicht darzustellen. Die Arbeit dieser Umweltorganisation ist gut und wichtig, nicht nur, um Umwelt und Tiere zu schützen, sondern auch, um die Machenschaften von Regierungen und Konzernen aufzudecken. [...] Herr Miersch haut mit seinen – von Herrn Seidich zu Recht als „fragwürdig“ bezeichneten –Publikationen in eine nur allzu populistische Kerbe: Endlich wird die Nation von ihrem schlechten „Umweltgewissen“ befreit, den ihr das unermüdliche Engagement von Umwelt- und Tierschützern bereitet. Nun kann Otto N. beruhigt weiterkonsumieren, denn Herr Miersch sagt uns, dass alles nur halb so wild sei, nur Panikmache einiger Umweltaktivisten, die dazu noch illegal agieren würden.

Was das Schlimmste ist: Michael Miersch als taz-Autor scheint einem Trend in der taz zu entsprechen: Schon ein paarmal mussten Aktionen von Tierschützern als „Gurken des Tages“ herhalten; in der taz wird aktiver Tier- und Umweltschutz lächerlich gemacht. Mag sein, dass dies angesichts mancher Tierschützer bisweilen naheliegt. Wir finden es aber merkwürdig, wenn in der taz (zum Beispiel auf den Umweltseiten) die technische und wissenschaftliche Seite des Umweltschutzes positiv behandelt und die entsprechende (akademische und elitäre) Klientel bedient wird, die Aktivisten und Praktiker aber, die oft den effektivsten Umweltschutz betreiben, ins Hintertreffen geraten und, wie im Fall Sea Shepherd, einer Kritik ausgeliefert werden, wie sie sich auch in der FAZ oder in der Springerpresse abspielen könnte. [...] Karin Wullenweber, Marco Bertoncello, Frankfurt/Main, Jena