Das war nicht mehr mein Kevin“

■ Der Kerl im Kosovo: Drei Boys erzählen ihre Geschichte

Schreiben Sie kurze heiße Liebesbriefe, und legen Sie Polaroids von sich bei, empfiehlt der Partnerschaftsberater

Zwischen Nicole (19, Friseuse) und Martin (20, Türsteher) war es von Anfang an eine echte Knaller-Liebe. Jeden Tag Sex, und das schon seit zwei Jahren. „Ich bin total dauerscharf“, bekennt Martin. Nicole fand es auch total toll, bis dann die Einberufung kam. Ins Kosovo! „Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Dort geht es schon anders zu als in unserer Disco. Als wir neulich ein Massengrab bewachen mussten, das war total uncool. Die Albaner sind vollkommen strange drauf. Ey, die laden uns immer mit ein, Serbinnen und Roma-Mädchen zu vergewaltigen. Aber das ist mir noch zu heiß, ich muss mich erst mal an die Mentalität von den Negern gewöhnen. Wir gehen lieber mit unserem Spieß in den Puff. Da geht die Post ab. Und die Nicole hat dafür volles Verständnis. Na ja, der Druck ist eben immer da, besonders bei mir.“ Nicole hofft trotzdem, dass die letzten drei Monate schnell rumgehen.

Rico B. (20, Automechaniker): „Eigentlich habe ich Sandra immer geliebt, aber irgendwie hat mir beim Sex immer was gefehlt.“ Dann die ersten Erfahrungen in der Kaserne im Kosovo. Ein echter Männerhaufen. Ganz unterschiedliche Typen, die irgendwie miteinander auskommen müssen. Ein Duschraum. Alle nackt. „Ich merkte plötzlich, dass mich nackte Männerhaut anmacht. Und unser Uffz.-Anwärter war total nett. Hey, der Typ steht unter meinem Schutz, meinte er zu den anderen. Am Abend gingen wir in Priština was trinken, und danach ...“ Rico zuckt mit den Schultern, noch kann er nicht frei darüber reden. Was schade ist: Die hartgesottenen albanischen Waffenbrüder von der UÇK lachen heimlich über die beiden Unzertrennlichen, zeigen mit dem Finger auf sie. „Die müssen noch ne ganze Menge lernen da unten“, meint Rico.

„Früher war Kevin (19, Kraftfahrer) ein total sanfter Typ, und ich hatte sozusagen die Hosen an“, erzählt Moni (18, Arzthelferin). „Das hat sich beim Bund und besonders im Kosovo total geändert. Jetzt macht er den ganz Harten, spielt am Wochenende Macho, will mich herumscheuchen und im Haus meiner Eltern mit ethnisch sauber machen helfen. Im Bett fasst er mich auch ganz anders an, er trinkt plötzlich viel und schreit immer, ich hätte ja gar keine Ahnung. Das war nicht mehr mein Kevin. Als ich dann diese knorke Vergewaltigungsvideos fand, die sie vor ihrem Kosovo-Einsatz in der Kaserne gedreht haben, musste ich ganz schön staunen. Ich hab's anfangs einfach nicht kapieren wollen, dass er nicht mehr so'n Weichei ist. Aber jetzt treiben wir's noch toller und tabufreier.“

Kleine Glücksgeschichten, die der humanitäre Einsatz schreibt.

Partnerschaftsberater Holger Sudau (37) hört solche Geschichten tagein, tagaus. Doch nicht allen ist das Liebesglück hold, daher hat er auch immer ein paar tolle Tips auf Lager, wie man die lange Trennungszeit cool überbrücken kann. „Geht ER in den Kosovo, wird danach alles anders sein. Aber wer die Risikofaktoren vorher kennt und sich darauf einstellt, kriegt garantiert keinen Liebesschock.“ Den Girls, die daheim die Stellung halten, rät er: „Schreiben Sie so oft wie möglich kurze heiße Liebesbriefe, und legen Sie aktuelle Polaroids von sich bei. Je schärfer die Fotos, desto besser. Schicken Sie SMS-Küsse und Liebesbotschaften aufs Handy. Probieren Sie gemeinsam Telefonsex aus und malen Sie sich dabei aus, wie Sie am Weekend den totalen Sexkrieg machen und sich so richtig intim verwöhnen (Hot Shaver-Sex zu Marschmusik-Mixes, Kissenschlacht, erregendes Aufwach-Moving und Ladestock-Reiten, scharfe Blasmusik). Außerdem sollten Sie ihn nicht nerven, jeden Trennungstag als Countdown fürs Wiedersehen betrachten und nicht so viel erzählen, was man in der Freizeit ohne ihn macht.“ Fröhliche Bundeswehrsoldaten sind unser schönstes Aushängeschild. Der sympathische Enddreißiger lacht: „Das wäre doch gelacht.“

Michael Rudolf