Pillen gegen Ausländerhass?

betr.: „Motiv: Ausländerhass“, taz vom 12. 11. 99

So, so – der 38-jährige Mann ist also in ganz Nidderau für seinen „krankhaften Ausländerhass“ bekannt gewesen. Und unsere sattsam bekannte Pillen-Psychiatrie („Bestes Gesundheitssystem der Welt“!) „behandelte“ ihn also wegen der Krankheit „Ausländerhass“ mit Medikamenten. Donnerwetter! Das muss wohl nach dem Motto gehen: „Wir Psychiater haben zwar nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber wir handeln streng biologistisch-wissenschaftlich!“ [...]

Ach, hätten wir doch schon 1933 dieses wunderbare Medikament gehabt! Wäre Adolf wohl krankheitseinsichtiger gewesen? Was wäre der Welt erspart geblieben, hätten wir dieses Wundermittel gleich dem Trinkwasser des deutschen Herrenvolkes beigegeben ... Massenhaft hätten wir den staatsanwaltlich diagnostizierten „Kurzschluss im Gehirn“ des deutschen Volkskörpers verhindern können. Aber leider, leider: Die wissenschaftliche Psychiatrie, die segensreiche, sie war damals noch nicht so weit! [...] Aber ungemein beruhigend zu wissen, dass diese Krankheit nun dank unseres medizinischen Fortschritts psychiatrisch zu behandeln ist – streng wissenschaftlich, versteht sich. Und wer behandelt die Psychiater und die Staatsanwälte?

PS: Gibt es schon eine psychiatrisch-wissenschaftlich oder juristisch fundierte Differenzierung zwischen gesundem Ausländerhass und krankhaftem Ausländerhass? Rolf Deppe, Facharzt

für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Dortmund