Sanierungsplan für Holzmann umstritten

■ Konzern erstattet Strafanzeige gegen ehemalige Vorständler

Frankfurt (taz) – Das Geheimnis echter Hasardeure: so viel Schulden machen, dass einen die Banken nicht fallen lassen können, ohne dabei selbst schweren Schaden zu erleiden. Die Holzmann AG in Frankfurt hat es dabei zu einiger Meisterschaft gebracht. 2,4 Milliarden Mark „neue Schulden“ waren vergangene Woche „plötzlich aufgetaucht“ (Holzmann). Insgesamt soll das Unternehmen bei Banken, Versicherungen und Leasinggesellschaften mit 7,6 Milliarden Mark verschuldet sein.

Seit Dienstagnachmittag beschäftigt sich der Aufsichtsrat, dem vor allem Vertreter der Banken angehören, die auch die Kredite für diverse windige Projekte des Baugiganten ausschütteten, die das Unternehmen fast in den Ruin trieben, pausenlos mit dem vom aktuellen Vorstand vorgelegten „Sanierungsplan“.

Eine Hauptrolle übernimmt dabei die Deutsche Bank AG als Anteilseigner von Holzmann (15 Prozent) und als größter Kreditgeber. Den Sanierungsplan will sie nur akzeptieren, wenn die anderen Gläubiger mitziehen. Die Verhandlungen schleppten sich gestern bis in die Abendstunden. Ohne Ergebnis. Kernpunkt des „Sanierungsplanes“ ist der Abbau von 3.000 Stellen im Konzern ausschließlich in Deutschland. 2.400 Beschäftigte sollen entlassen werden, 600 Stellen würden über Verkäufe von Beteiligungen obsolet. Die Belegschaft sei „geschockt“, sagte Gesamtbetriebsratschef Jürgen Mahneke. Der Handel mit Holzmann-Aktien an der Börse war gestern weiterhin ausgesetzt.

Inzwischen hat der Holzmann-Vorstand – wie angekündigt – Strafanzeige erstattet: gegen „ehemalige Mitarbeiter des Konzerns und andere, nicht betriebszugehörige Personen“, wie Konzernsprecher Gerhard Semar mitteilte. Ihnen werde „Untreue, Betrug und Bilanzfälschung“ vorgeworfen. Namen wollten weder Semar noch die Staatsanwaltschaft nennen. Alles bekannt? Hochstapler Jürgen Schneider lässt grüßen – aus dem Knast. kpk