Kommentar
: Der Durchlauferhitzer

■ Theater trotz „Aderlass“ attraktiv

Die DramaturgInnen am Bremer Theater müssen sich wieder auf Talentsuche begeben. Fast ein Drittel des Schauspielensembles wird die Hansestadt zum Saisonende im Sommer verlassen. Doch dieser „Aderlass“ ist in seiner Dimension ungewöhnlich. Er ist eine Folge davon, dass im Theater am Goetheplatz mit einem relativ niedrigen Etat Theater mit extrem hoher Qualität produziert wird.

Unter dem Intendanten Klaus Pierwoß ist das Bremer Theater wieder zu einer Art Durchlauferhitzer für junge AkteurInnen geworden. Wer als Talent nach Bremen kommt und die Ochsentour übersteht, hat anderswo gute Chancen. Zwei der Abwanderer wechseln nach Hannover. Und sie gehen nicht deshalb dorthin, weil dort viel besseres Theater gespielt wird. Denn gemessen an seinem Etat hat das Bremer Theater seinen bundesweit hervorragenden Ruf zurückgewonnen. Auch an Kultur uninteressierte PolitikerInnen könnten ja mal selbst nachrechnen, wie viele Berichte über die Karl-Kraus-Inszenierung im Bunker „Valentin“ veröffentlicht wurden und wie teuer eine Bremen-Werbung in gleichem Umfang wäre. Dann würden sie kapieren, wie viel die Bremer Kultur zum Imagewechsel dieser Stadt beiträgt. Das Theater wird neue Talente entdecken und den „Aderlass“ verkraften. Im Gegensatz zu anderen Bereichen in Bremen hat das Theater nämlich Anziehungskraft. Christoph Köster

Bericht siehe Seite 23