Wir wollen Ihre Gunst gewinnen

■  Sehr lustig oder nicht mehr lustig? Die ta*-Drohkampagne „300 Abos – oder es passiert was“ hat geteilte Meinungen bei ta*-LeserInnen hervorgerufen. Eine Pausenbetrachtung

Seit Anfang Oktober erpresst die ta* ihre NichtabonnentInnen. Sechs von 13 Drohungen sind bisher gelaufen. Die sechste wird heute teilrealisiert, über die siebte (siehe Inserat unten) können Sie sich ab heute ärgern.

Oder freuen. Je nachdem, welcher Fraktion Sie angehören. Denn unstrittig ist: Die aktuelle Abo-Kampagne polarisiert die LeserInnenschaft. Da haben wir einerseits die LeserInnen, die gespannt verfolgen, welche Verrücktheiten wir uns Woche für Woche ausdenken, die uns schreiben, dass wir sie begeistert haben und sofort abonnieren. Die unsere Sonderausgaben als Sammlerstücke hoch achten. Andererseits werden auch Stimmen laut wie „Es reicht!“ – „Wollt ihr eure treuen AbonnentInnen verärgern?“.

Nein. Wollen wir nicht. Mit unseren symbolischen Maßnahmen möchten wir uns im Gegenteil Ihre Gunst erhalten respektive sie gewinnen. Unsere Drohungen sind nicht willkürlich gewählt und sollen sich nicht lustig machen.

Wir nehmen sie als spielerisches Transportmittel für ein ernstes Anliegen. Als symbolisches Vehikel, mit der Aussage, dass die Qualitäten der ta* nur mit Ihrer Hilfe erhaltbar sind. Das Beispiel heute: Das Fehlen des 26. Buchstabens können wir in jedem Wort kompensieren – aber nicht in ta*. Da fehlt etwas. Das geht nicht.

Die PhilosophInnen der ta*-Werbeabteilung haben eine Theorie: Wer arm ist, muss mutig sein. Daher mischen wir absichtliche Provokation mit Unterhaltungsfaktor.

Die Besonderheit der ta* ist seit jeher: besondere Anliegen besonders aufbereiten. Das gilt sowohl für die politischen und gesellschaftlichen Kämpfe, in denen sich die ta* engagiert, als auch für den Kampf ums eigene Überleben. „Die Monty-Pythons“ der ta*-Werbeabteilung (Wall Street Journal) sehen das so: Werbung darf alles – nur nicht langweilen.

Der Erfolg gibt uns Recht. Wir haben bis heute über 1.500 neue AbonnentInnen gewonnen. Das Genossenschaftsteam konnte über 100 neue Anteilseigner begrüßen. Und auch die nationale und internationale Presse sowie Funk und TV berichten fast wöchentlich darüber, was der „kleine Quertreiber“ (Süddeutsche) so quertreibt.

Diese Wahrnehmung ist wichtig, damit eine breite Öffentlichkeit auf unsere Besonderheiten neugierig bleibt. Der stellvertretende ta*-Chefredakteur Peter Unfried konstatierte vor einigen Monaten: „Die ta* soll eine tägliche Kunst sein, [...] für den theoretischen und praktischen Gewinn ihrer AbonnentInnen, GenossInnen, LeserInnen und übrigens auch Mitarbeiter.“ In diesem Sinne arbeiten wir mit Hingabe und auch Spaß am weiteren Verlauf der Kampagne. Und sehr besonders Sie, liebe, treue AbonnentInnen und GenossInnen, können sich weiter über die Denksaltos freuen, die die ta*-Werbeabteilung für Sie veranstaltet.

Für alle anderen gilt der Appell: Suchen Sie sich aus dem Katalog der Drohungen diejenige aus, die Sie persönlich am härtesten trifft. Und dann reagieren Sie, damit sie nicht wahr werden muss. Nur mit Ihrer Hilfe können bleibende Schäden dauerhaft vermieden werden. Stefanie Knöll