Schwierige Geburt

■ Das Präsidium der katholischen Laien verteidigt Einstieg in Schwangerenberatung

Berlin (ta*) – Der Verein Donum vitae (Geschenk des Lebens) scheint am Ende, bevor er überhaupt seine Arbeit aufgenommen hat. Nach dem harten Kurs Roms in der Abtreibungsfrage wollte die katholische Laienbewegung mit einer eigenen Schwangerenberatung für die Amtskirche einspringen. Mit dem Nein, mit dem der Papst das Beratungssystem verwirft und das er den deutschen Bischöfen am Donnerstag in Rom mit auf den Weg gegeben hat, befinden sich die Laien in einem Gewissenskonflikt. Noch will ihr Präsident Hans Joachim Meyer nicht aufgeben: Donum vitae sei ein unabhängiger Verein, sagte er gestern in Bonn.

Im Klartext: Die höchste Vertretung der katholischen Laien in Deutschland will die Maßgabe aus dem Vatikan nicht hinnehmen. Rita Waschbüsch, Chefin von Donum vitae und Mitglied der Laienorganisation, betonte: „Ich bin keiner Weisung unterworfen.“ Donum vitae soll eine mehrstufige Struktur erhalten. Dadurch könne der Verein selbst als Träger von Beratungsstellen auftreten.

Mit dem klaren Ja, mit dem Meyer die Schwangerenberatung verteidigt, wies er auch Kritiker aus den eigenen Reihen in die Schranken, die den Ungehorsam gegen ihren Oberhirten nicht mittragen wollen. Vertreter des Malteser-Ordens hatten dem Präsidium vorgeworfen, Donum vitae sei über die Köpfe der Vollversammlung hinweg gegründet worden.

Für eine straffreie Abtreibung innerhalb der ersten drei Schwangerschaftswochen sind nach Paragraph 218 StGB Beratungsscheine erforderlich, die bisher auch in den rund 270 katholischen Beratungsstellen in Deutschland ausgegeben wurden. Doch nach dem Machtwort des Papstes hatte sich selbst bei den Modernisten um Oberbischof Karl Lehmann Ernüchterung breit gemacht. „Den Laien ist nichts möglich, was den Bischöfen selbst nicht möglich ist“, hatte Lehmann eingeräumt.

Fraglich ist bislang, ob auch Donum vitae auf Gelder aus dem Staatssäckel hoffen kann. Bisher beteiligten sich Länder, Kommunen und die Kirche an den Kosten des Beratungssystems. Falls die Staatsgelder tatsächlich fließen, fehlt dem Verein aber immer noch der kirchliche Anteil. Eine Stiftung soll daher die Beratungsarbeit der Laienorganisation sichern.

Doch an der Basis ist Donum vitae nicht unumstritten. „Dass der Verein mit dem Beratungsschein ausdrücklich keine Tolerierung des Abbruchs verbinden will, finde ich problematisch“, sagte der Sprecher der reformkatholischen Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. Auch die bisherigen Gespräche mit den katholischen Laien hätten nichts an den unterschiedlichen Vorstellungen geändert. In der Öffentlichkeit habe die katholische Kirche durch ihre harte Haltung Anerkennung verspielt. „Viele Menschen wenden sich still und resigniert ab.“ Nicole Maschler