Frankfurt fand die Räume ...

■ ... und Ailton die Situation: Werder Bremen siegte im Heimspiel am Freitag im Weserstadion 1:3 gegen Frankfurt / Gefühlter Tabellenplatz der taz-Kritiker: 2

„Wir haben die Räume gesucht und gefunden, wie selten zuvor“ erklärte Eintracht Frankfurts Trainer Jörg Berger nach der 1:3 Niederlage am Freitag im Weserstadion. „Wir suchen die Situation“, konterte Thomas Schaaf, Trainer des Siegers Werder Bremen. Die Klarheit der Aussage trennt Trainer und Politiker nicht, um mit Umweltminister Trittin zu reden: „Ökologie bleibt das wichtigste – aber nicht wie Ihr denkt.“

Also: Im Weserstadion fand Frankfurt vor allem in der ersten Halbzeit die Räume. Vor allem die links und rechts der Seitenlinie. Später, in den letzten zehn Minuten des Spiels sogar die vor dem Bremer Tor, den Strafraum und den Fünf-Meter-Raum. Frankfurts Spieler durften sich dort zeitweise sehr gemütlich einrichten. Sie schoben den Ball von Raum zu Raum.

Das wars: Die Eintracht hatte nämlich vergessen, die Mieter rauszuklagen. Die hießen Baumann, Caesar und Frings, hielten ihre Räume besetzt und ließen sich durch keine Attacke vertreiben. In der letzten Phase des Spiels griff auch noch der Eigentümer des Strafraums, ein Herr Rost ein und sicherte sein Eigentum vor dem Übernahmeversuch der Herren Salou und Fjörtoft aus Hessen.

Herr Berger. der Frankfurter Chef, ärgerte sich verhalten: „Räume gefunden, Räume nicht genutzt.“ Der echte Hesse Joschka Fischer kommentierte das gestern in Kassel schlichter: “Da sinn mer selber dran schuld.“

Naturgemäß sieht der Sieger das ganz anders. Nochmal Thomas Schaaf: „Wir haben die Situation gesucht.“ Man kann das auch mit Trittin sagen: „Natürlich haben wir Grünen noch eine Chance“. Zumindest Werder Bremen hatte sie, ob gesucht, bleibt im Dunkel der Psyche verborgen, aber gefunden hat sie einer. Ein Brasilianer, der sich Ailton nennt und Toni genannt wird. Weil die Frankfurter ja die fremden Räume suchten, kannten sie die eigenen nicht so genau, standen bei einem Einwurf Herzogs darin herum, klatschten dem Ailton den Ball so auf den Fuß, dass das Tor für Werder kaum zu vermeiden war.

Fortan suchte Ailton tatsächlich die „Situation“. Schon die Suche war schwierig genug. Zwar sprintete er dem Gegner weg wie einst Rudi Völler, aber unglücklicherweise beherrscht sein Kollege Sören Seidel Ball und Abseitsregel besser als der Brasilianer. Dennoch: Wer wie Ailton gläubig ist, sucht nicht nur, sondern findet. Und so blieb in der 70. Minute vor seinem zweiten Tor allen Experten nur die Wette „Vergeigen oder Versenken“ – dass er auch dem besser situierten Mitspieler zuspielen könnte, weiß Ailton nicht. Versenkt: 2:1 für Werder – das Eintracht-Tor zum 1:1 hatte weder mit Räumen noch mit Situationen sondern nur mit Fehlern von Bode und seinen Abwehrkumpeln zu tun.

Die letzte Situation suchte wiederum niemand. Aber auch sie wurde von Werders Marco Bode gefunden. Ein Frankfurter Bein hatte den Ball abgefälscht und die Situation für Frankfurts guten Torwart Nikolov unbeherrschbar gemacht.

Der Rest ist kurz erzählt und wie in der Politik. Die Verlierer aus Frankfurt sahen sich eigentlich auf dem rechten Weg. Die Sieger aus Bremen hatten fast alles richtig gemacht und die Situation genutzt.

Das trockene Schlusswort hat Thomas Schaaf: „Wenn wir die Situation nutzen wollen, dann muss sich noch vieles verbessern.“ Am Sonntag, 28.11, 17.30 Uhr im Weserstadion. Dieter Mützelburg, grüner Bürgerschaftsabgeordneter(früher Fußballtrainer)