Freibier und Gratiskaffee satt

Als Gerhard Glogowski heiratete, wollte sich keine Firma lumpen lassen. Das könnte den SPD-Ministerpräsidenten von Niedersachsen jetzt was kosten  ■   Aus Hannover Jürgen Voges

Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Glogowski ist durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu Firmen seiner Heimatstadt ins Gerede gekommen. Die Hochzeit des Ehepaares Glogowski-Horstkötter, die Gerhard und Marianne am 15. Mai feierten, war offenbar eine Bottle-Party auf gehobenem Niveau, bei der Braunschweiger Unternehmen einen Teil der Bewirtungskosten übernahmen.

Der Sprecher der niedersächsischen Staatskanzlei, Jürgen Koerth, bestätigte, dass die heimischen Brauereien Feldschlößchen und Wolters „im Rahmen einer Werbeaktion“ bei der Feier Freibier ausgeschenkt haben. Für Soft Drinks sorgte unentgeltlich eine Cola-Niederlassung. Von den Kosten für den Kaffeeausschank wurde das frisch verheiratete Paar nach Angaben von Koerth von Heimbs-Kaffee entlastet. Drei mit dem Ministerpräsidenten befreundete Unternehmer finanzierten den Auftritt eines Pianisten.

Der Regierungssprecher dementierte gestern einen Bericht der Welt am Sonntag, wonach das Ehepaar auch seine Hochzeitsreise auf Firmenkosten machen wollte und für einen 14-tägigen Trip ans Rote Meer angeblich erst nach Drängen des Reiseunternehmens zahlte. Die Kosten für den Aufenthalt in einem Robinson-Club habe der Ministerpräsident vor Ort beglichen, heißt es. Für den Hin- und Rückflug am 31. März und 14. April habe die TUI Glogowski bereits am 12. März 1.654 Mark in Rechnung gestellt. Diese Rechnung habe Glogowski Ende Mai mit einem Scheck bezahlt. Während seines Club-Aufenthalts war das Ehepaar mit TUI-Vorständen zusammengetroffen und hatte sich glücklich vor einer TUI-Fahne fotografieren lassen.

Der CDU-Landesvorsitzende Christian Wulff bezeichnete die Darstellung, die Reiserechnung sei im persönlichen Geschäftsgang des Ministerpräsidenten zunächst hängen geblieben, als „sachlich nicht nachvollziehbar und unglaubwürdig“. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms fordert einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, um die Vorwürfe gegen Glogowski zu klären. Die Grünen können solch einen Ausschuss aber nicht allein im Landtag durchsetzen.

Glogowski, der Aufsichtsratsvorsitzender der Braunschweiger Stadtwerke ist, hatte bereist 1988 eine Geldbuße von 12.000 Mark zahlen müssen, um nach einer luxuriösen Reise einer Stadtwerke-Delegation nach München ein Strafverfahren wegen Untreue abzuwenden. Als Aufsichtsratsvorsitzender nahm er kürzlich an einer Feier zum Abschied eines Stadtwerke-Vorstands teil, bei der es sich mehrere hundert Gäste auf Stadtwerkekosten gut gehen ließen. Nachdem der Steuerzahlerbund die „Edelsause“ kritisiert hatte, senkte der Catering-Service die Rechnung nachträglich von 57.000 auf 37.000 Mark. Besagter Gastronom tischte auch bei der Glogowski-Hochzeitsfeier auf.