Alle Kräne stehen still

■ Wegen Pleite des Holzmann-Konzerns ruhte auf Hamburger Baustellen die Arbeit. 350 Arbeitsplätze im Norden gefährdet

Der Zusammenbruch des Frankfurter Baugiganten Philipp Holzmann wird auch in Hamburg Arbeitsplätze kosten. Nach Schätzungen des Sprechers der Bezirksleitung der Gewerkschaft „Bau Agrar Umwelt“ (IG BAU), André Grundmann, sind in Hamburg „direkt bei Holzmann 350 Arbeitsplätze betroffen“. Unklar ist auch noch, was aus den Jobs bei den 100-prozentigen Holzmann-Töchtern „Imbau“ und „Frankie Grundbau“ nach der Pleite passieren wird. Grundmann: „Machen die alleine weiter oder werden sie verkauft?“

Auf 120 Baustellen in Hamburg und Norddeutschland, auf denen Holzmann die Federführung hat, ruhte gestern nach der Crash-Nachricht die Arbeit. „Hier dreht sich kein Kran mehr“, so Grundmann, der sich am Abend zu einer Protestveranstaltung auf der Holzmann-Baustelle des Hotel- und Gewerbegebietes am Bahrenfelder Steindamm eingefunden hat. Am Freitag werden die Holzmänner auf einer Betriebsversammlung die aktuelle Lage nach der von den Banken herbeigeführten Pleite beraten.

Unklar war gestern auch die Zukunft der größten Holzmann-Baustelle im Norden: die vierte Elbtunnelröhre. Holzmann ist im Rahmen einer Arbeitgsgemeinschaft (Arge) an der Elbuntertunnelung beteiligt. Während IG BAU-Sprecher Grundmann davon ausgeht, dass das Unternehmen durch die Arge „so abgesichert ist, das es nicht rausfliegt und die Baustelle von Subunternehmern übernommen wird“, sollen nach Auffassung des Geschäftsführers des norddeutschen Baugewerbeverbands, Michael Seitz, die Arbeiten von anderen Arge-Teilnehmern übernommen werden.

Nach Einschätzung Seitz sind in Hamburg nur relativ wenige Handwerker und Subunternehmer von der Holzmann-Pleite betroffen. Ihm seien nur einige Bauunternehmen bekannt, die eng mit dem Konzern gebunden sind. Über die möglichen Arbeitsverluste ließen sich noch keine verlässlichen Angaben machen, doch rechne der Verband mit mehr als 100 Arbeitsplätzen, die in Hamburg verloren gehen. „Am ärgsten betroffen sind Handwerker und Subunternehmen, die noch offene Forderungen an Holzmann haben“, sagte Seitz. „Sie sind nun selbst konkursgefährdet.“

„Wir hoffen aber, dass der überwiegende Teil der Beschäftigten von anderen Unternehmen übernommen wird“, hofft IG BAU-Geschäftsführer Andreas Suß. Die Einkommen der Beschäftigten seien kurzfristig auf jeden Fall über das Konkurs-Ausfallgeld des Arbeitsamtes gesichert. Die IG BAU denke auch über Protestaktionen nach. Suß: „Die Arbeitsplätze werden damit aber nicht gerettet.“ ms