ARD-Finanzausgleich: RB funkt Hoffnung

■ Lieber 'ne Glatze als gar keine Haare: Radio Bremen muss für Kojak und Agassi keinen Pfennig mehr zahlen / Ob dafür ARD-Stimmrechte verloren gehen, ist ungewiss

Radio Bremen kann sich über einen kleinen Hoffnungsschimmer aus Saarbrücken freuen. Wie gestern bekannt wurde, verständigten sich die ARD-Intendanten nach zähen Verhandlungen in der saarländischen Landeshauptstadt einstimmig auf eine Fortsetzung des Finanzausgleichs zwischen den Anstalten. Demnach sollen die beiden kleinsten Sender Radio Bremen (RB) und Saarländischer Rundfunk (SR) beim Einkauf von Film- und Sportrechten entlastet werden. Ihr Anteil von 2,5 Prozent am ARD-Programm soll dagegen nicht geschmälert werden. Einzelheiten wollen die Intendanten erst heute bekannt geben.

Radio Bremen zahlt von seinem Etat von zurzeit rund 240 Millionen Mark (laut Aufwands- und Ertragsrechnung 1998) über 20 Millionen Mark für ARD-Leistungen wie Sportübertragungen, die Tagesschau oder das „DeutschlandRadio“. Hinzu kommen Beiträge für ARD-Sendungen oder das Fernsehprogramm N 3. Dem Vernehmen nach beträgt der RB-Anteil an den Übertragungen von Fußballspielen oder am Einkauf von Hollywood-Filmen zwischen elf und zwölf Millionen Mark pro Jahr. Trotzdem werde die geplante Kürzung des ARD-Finanzausgleichs Auswirkungen auf das RB-Programm haben, hieß es.

Wie berichtet, hatten die MinisterpräsidentInnen während ihrer Tagung vor zwei Wochen in Bremen eine Halbierung des ARD-Finanzausgleichs bis Ende 2005 beschlossen. Bislang erhält der kleinste ARD-Sender rund 81 Millionen Mark aus diesem Topf. Nach senderinternen Schätzungen muss RB ab 2006 mit rund 56 Millionen Mark weniger auskommen. Mögliche Gebührenerhöhungen sind dabei nicht berücksichtigt. Bei einer Personalversammlung hatte RB-Intendant Heinz Glässgen die Konsequenzen ausgemalt, ohne jedoch konkrete Sparvorschläge zu machen. Er will zunächst die Analyse der Unternehmensberatung Roland Berger abwarten, die den Sender unter die Lupe nimmt und im Januar Ergebnisse vorlegen will.

Der ARD-Vorsitzende Peter Voß sagte: „Wir haben einen Kompromiss erzielt, mit dem jede Anstalt leben kann und muss.“ Außerdem sei sichergestellt, dass kleinere Anstalten in der ARD wahrnehmbar bleiben könnten. Der SR-Chef Fritz Raff betonte, dass betriebsbedingte Kündigungen in seinem Haus durch die Regelung verhindert würden. Er hatte noch vor wenigen Wochen angekündigt, dass über 200 Stellen gestrichen werden müssten. Sein RB-Kollege Heinz Glässgen war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Bis gestern war ebenfalls nicht zu erfahren, welche Gegenleistungen die „Kleinen“ für den Kompromiss bringen müssen und ob sich im Kleingedruckten weitere Hilfen verbergen. Bis jetzt stimmen die Intendanten der zehn Anstalten gleichberechtigt. Ob sich daran etwas ändert und ob RB und der SR mit Hilfen bei Vorruhestandsregelungen rechnen können, wird erst heute bekannt. ck