Mannesmann präsentiert sich verführerisch

■  Telekommunikation soll schon Mitte 2000 von anderen Sparten getrennt werden. Anlagebau und Autotechnik werden eigene Firma. Insgesamt Umsatzplus von 16 Prozent, im Mobilfunkbereich 75 Prozent Ertragssteigerung

Ein Ertragszuwachs von fast 75 Prozent bei Mannesmann soll die Aktionäre überzeugen, das Vodafone-Angebot abzulehnen

Berlin/Freiburg (taz/dpa) – Um ihre Aktionäre bei der Stange zu halten, will die Mannesmann AG schneller als ursprünglich geplant den Konzern umbauen. Bis Mitte nächsten Jahres soll die Sparte Anlagenbau und Autotechnik von der Telekommunikation getrennt und als eigenes Unternehmen mit dem Namen MEA an die Börse gebracht werden, teilte Mannesmann gestern mit. Die neue Gesellschaft MEA solle mit 90.300 Beschäftigten ein führendes europäisches Industrieunternehmen bleiben. Damit befreit Mannesmann den Weizen von der Spreu und präsentiert sich künftig als reines Telekommunikationsunternehmen.

Denn vor allem in diesem Bereich kann der Konzern auch in diesem Jahr wieder Ertragszuwachsraten von 71 Prozent verzeichnen. Beim Mobilfunk stieg das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Amortisationen sogar um 75 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Mark.

Zwar verbesserte sich das Ergebnis auch in der Sparte Anlagebau um 18 Prozent auf 572 Millionen Mark. Bei der Automobiltechnik jedoch sank es um mehr als die Hälfte auf 146 Millionen Mark, und im Röhrengeschäft musste Mannesmann annähernd eine Verdreifachung seiner Verluste vom Vorjahr hinnehmen. Insgesamt verzeichnete der Konzern in den ersten neun Monaten dieses Jahres dennoch ein Umsatzplus von 16 Prozent.

Diese Geschäftszahlen nun sollen die Mannesmann-Aktionäre davon überzeugen, ihre Aktien nicht gegen Aktien des britischen Mobilfunkbetreibers Vodafone Airtouch einzutauschen. Zudem ist Mannesmann selbst soeben eine Übernahme geglückt: Gestern hieß es aus der Düsseldorfer Zentrale, drei Viertel der Aktionäre des britschen Mobilfunkbetreibers Orange hätten das Kaufangebot von Mannesmann angenommen. Mit nunmehr 21 Millionen Kunden ist der deutsche Konzern damit einer der größten Anbieter auf dem europäischen Mobilfunkmarkt.

Unterdessen hat Vodafone-Chef Chris Gent in einem Brief an den nordrhein-westfälischen Minsterpräsidenten Wolfgang Clement versichert, der „Zusammenschluss“ mit Vodafone – sollte er tatsächlich stattfinden – werde „mit keinerlei Arbeitsplatzabbau“ verbunden sein. Die industriellen Geschäftsbereiche dürften „nicht an Dritte verkauft“ werden und die Mannesmann AG werde auch weiterhin ihren Sitz in Düsseldorf haben. „Die Mannesmann AG wird einen mitbestimmten Aufsichtsrat mit entsprechender Arbeitnehmervertretung behalten“, verspricht Gent in dem Schreiben, das Clements Bedenken beseitigen soll: „Die Region wird durch den Zusammenschluss als Wirtschaftsstandort gestärkt.“

Auf politischer Ebene wird inzwischen weiter diskutiert, wie mit so genannten feindlichen Übernahmeversuchen umzugehen ist. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte am Wochenende angekündigt, er wolle „schon bald einen konkreten Vorstoß zur Unterbindung feindlicher Übernahmen unternehmen“. Die Europäische Union plant allerdings schon seit Jahren eine Richtlinie, die dieses Problem regeln soll. Diese Richtlinie – die übrigens am 7. Dezember dieses Jahres in Kraft treten soll – will vor allem die Transparenz bei Übernahmen erhöhen. So muss das Angebot künftig öffentlich erfolgen und an alle Aktionäre gehen. In manchen Fällen könnte die Richtlinie unfreundliche – das heißt gegen den Willen des Vorstands versuchte – Übernahmen aber sogar erleichtern. Denn ob eine Übernahme zustande kommt, sollen allein die Aktionäre des umworbenen Unternehmens entscheiden. Dessen Vorstand und Management werden weitgehend die Hände gebunden; vor allem dürfen sie nicht den Aktienkurs manipulieren – etwa durch den Kauf von eigenen Aktien, wodurch der Kurs steigen würde. kk/cr