Gebt die Handvoll Peanuts her!

■  Kanzler Schröder hat die Philipp-Holzmann-Pleite zur Chefsache erklärt. Es fehlen „nur“ rund 250 Millionen – umgerechnet fünf Kopper-Peanuts. Heute will Schröder die Gläubigerbanken überzeugen

Berlin/Frankfurt (taz/dpa) – Bundeskanzler Gerhard Schröder hat gestern den Versuch gestartet, den bankrotten Baukonzern Philipp Holzmann doch noch zu retten. Damit geht der „Genosse der Bosse“ ein hohes Risiko ein: Eine Niederlage würde dem SPD-Kanzler sehr schaden. Großer politischer Profit winkt jedoch, wenn es ihm gelingt, die Riesenpleite abzuwenden. In Berlin traf Schröder sich gestern mit dem Betriebsratsvorsitzenden des Baukonzerns, Jürgen Mahneke. Die Gläubigerbanken haben Schröders Gesprächsangebot für heute angenommen. Nach Schröders Auffassung ist Holzmann sanierungsfähig und dürfe angesichts von 57.000 bedrohten Arbeitsplätzen nicht zerschlagen werden. Schröder fürchtet dem ZDF zufolge, dass die Holzmann-Pleite ein Rückschlag für die anziehende Konjunktur sein könnte.

Der Kanzler betonte, auch die Banken hätten eine gesellschaftliche Verantwortung. Die verbleibende Sanierungslücke von 230 bis 250 Millionen Mark sei nicht „ungeheuer groß“ und könne noch geschlossen werden. Sein Staatsminister im Kanzleramt, Hans Martin Bury (SPD), drückte es drastischer aus: „Wenn jeder eine Peanut draufgelegt hätte, wäre Holzmann aus dem Schneider gewesen.“ Bury spielt damit auf den Ex-Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, an. Der hatte nach der Schneider-Pleite Forderungen von rund 50 Millionen Mark als „Peanuts“ bezeichnet.

Der Konzern meldete derweil vor dem Frankfurter Amtsgericht Konkurs an. Das Insolvenzverfahren, hob Holzmann-Chef Heinrich Binder am frühen Abend in Frankfurt hervor, könne jederzeit wieder zurückgezogen werden. Die Bundesregierung denkt über eine Bürgschaft von 300 Millionen Mark für den bankrotten Konzern nach. Die Beschäftigten wollen nun bundesweit protestieren und besuchten gestern schon einige Filialen von beteiligten Banken. Die IG Bau hat eine Hotline für die Betroffenen eingerichtet: 0 69-95 73 74 21. rem

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