■ Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Zu viel Testosteron und ein Männerbild, das den Aggressor zum Idol stilisiert: Heraus kommen eine Kriminalitätsstatistik, die sich gewaschen hat, und natürlich Geschlagene.

Zu viel Testosteron und ein Frauenbild, das Sexualität als geschlechtsspezifische Dienstleistung von Frauen suggeriert: Heraus kommt Nötigung, Gewalt gegen Prostituierte und ein Millionengeschäft von Schleppern und Zuhältern mit Prostituierten.

Heute ist der internationale Aktionstag gegen Gewalt an Frauen. Ein Tag, an dem Resümees gezogen werden, erschreckende Statistiken zitiert und Gesetzesvorhaben präsentiert werden. Frauenministerin Christine Bergmann und Justizministerin Herta Däubler-Gmelin werkeln an Gesetzen, mit deren Hilfe schlagende Männer aus ehelichen Wohnungen verbannt werden sollen. Frauenhäuser verweisen auf ihre desolate Finanzsituation, Vereine kämpfen gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution. Das allgemeine gesellschaftliche Desinteresse ist ihnen gewiss: Männer- und Frauenbilder haben sich doch gewandelt, sagt die aufgeklärte Mittelschicht – es gibt Hausmänner, Karrierefrauen und Lara Croft, die im Computerspiel reihenweise dunkle Gestalten umnietet. Auf Teile der männlichen Gesellschaft in Deutschland scheint das allerdings eher verunsichernd zu wirken: die Ehefrau aus dem Katalog, die Thai, die man sich per Telefon bestellen kann, die machen hoffentlich weniger Ärger als eine deutsche Freundin.

Was deren Motiv ist, ob sie zur Prostitution gezwungen wurden, ob sie mit Gewalt in Deutschland gehalten werden, davon bekommen die meisten Männer nichts mit. Zeit, nicht mehr nur beklagenswerte Zahlen zu zitieren, sondern die Konsumenten von Prostitution mal auf die Herkunft ihrer Ware aufmerksam zu machen. oes