Männer können nur ohne Kondome

■ Der Bremer Pro Familia-Verband feierte 30. Geburtstag und beschäftigte sich nicht nur mit der Frage, warum Männer ...

„Männer können Keilriemen montieren. Männer können Waschmaschinen anschließen. Warum können sie nicht fachmännisch mit Kondomen hantieren?“: Der Fragenkatalog der vergangenen Jahre an die Fachfrauen- und männer von Pro Familia ist provokant – und er ist vor allem eines: tierisch lang. Vom schwer an den Mann zu bringenden Kondom bis hin zur Lustlosigkeit in Beziehungen – ein Streifzug durch 30 Jahre zeigt: Fast jeder erdenkliche Aspekt aus 30 Jahren gesellschaftlichen Umgangs mit Sexual-, Partner-, Familien- und Verhütungsfragen kam zur Sprache.

Ganz am Anfang jedoch agierten die Bremer Gründungsväter- und mütter eher zahm und brav: Ein „liberal-bürgerlicher Kreis“ nämlich schuf den Bremer Landesverband im Jahr 1969, erinnert sich Pro Familia-Sprecher Thomas Jürgens – und vergab eine „konservative“ Verbandssatzung. Pro Familia, so hieß es dort, sei „zur „Förderung der Volksgesundheit und zur Bekämpfung der Abtreibung“ da.

Aufbegehren dagegen tat erst der Hochschullehrer Gerhardt Amendt von der Bremer Uni – und mischte die Gründungsmeute ordentlich auf. Mit heißen Diskussionen und neuen Aktiven verschwand so die verstaubte Satzung: Der Bremer Verband entwickelte sich zur bundesweit einmaligen Modell-Einrichtung mit Beratung und Abtreibung „unter einem Dach“.

Unangenehme Nebenfolgen: Drohbriefe, ein Anschlag mit Schmierereien auf das Bremer Büro und Tötungsvorwürfe – eine Kontroverse, die sich bis heute gehalten hat: Noch zum 25-jährigen Pro Familia-Bestehen vor fünf Jahren wetterte zum Beispiel Wilhelm Tacke, Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Katholischen Gemeindeverbandes in Bremen, in einem Leserbrief in der taz-Bremen: „Das Abbruchunternehmen mit dem zumindest teilweise irreführenden Namen Pro Familia hat in den letzten 25 Jahren die Lebenschancen von – rechnet man hoch – 60.000 bis 75.000 Kindern ausradiert.“

Anstoß nahm der Kathole damals daran, dass der Verband im ehrwürdigen Bremer Rathaus eine Jubiläums-Ausstellung durchführen durfte. Und vier Jahre vorher schäumte Waltraud Wulff vom „Verein Recht auf Leben“ in einem Streitgespräch mit Brigitte Honnens von Pro Familia über „Abtreibung“ als „Tötung eines Menschen“.

Aber nicht nur um die Abtreibungen gab es „trouble“: Vor drei Jahren nämlich nutzten zwei Bremer den Verband schlicht als „Trittbettfahrer“ – und priesen der Presse mit dem Aushängeschild „ehemaliger Pro Familia-Mitarbeiter“ ein Buch mit wilden Sexphantasien an, dessen Einnahmen auch an Pro Familia wandern sollten: Ein Auszug: Beim Zahnarzt: Er öffnete meine Bluse und saugte ausgiebig an meinen Brustwarzen, die sich ihm freudig entgegenstreckten. Ich lag schon halb auf dem Schreibtisch der Anmeldung, als er mir den Slip herunterzog und meine Schenkel mit Küssen bedeckte. Dann leckte und küsste er ...“.

Während die tazbremen dafür bitterböse Leserbriefe kassierte, nahm Pro Familia sofort Abstand: „Die Autoren haben ungefragt unseren Namen missbraucht“, sagt Pro Familia-Sprecher Thomas Jürgens. „Solche Veröffentlichungen sind nicht – wie soll ich sagen unser – Arbeitsschwerpunkt“ – denn vielmehr geht es bei Pro Familia um „seriöse“ Beratungsarbeit – vor allem im Sexual- und Paarbereich. Schließlich hat die neue Freizügigkeit von damals nicht nur wonnig mit „Küssen bedeckte Schenkel“ zu uns gebracht. kat