Luftnummer mit Ballon geplatzt

■  Wie ein findiger Unternehmer einen Fesselballon ausgerechnet am Potsdamer Platz steigen lassen wollte und der Bausenator ausnahmsweise den Bezirk Mitte unterstützte

Das Ding ist so gut wie gestorben.“ So kommentierte gestern die Pressesprecherin der Bauverwaltung, Petra Reetz, gegenüber der taz den Plan des Berliner Unternehmens „Air Service Berlin“, ab 20. Januar 2000 ein Jahr lang einen beim Potsdamer Platz verankerten Ballon aufsteigen zu lassen. Der Bausenator trage die Bedenken des Bezirks Mitte gegen die Aktion, erklärte die Sprecherin. Man werde in dieser Sache nicht gegen den Bezirk entscheiden.

Damit scheint eine Investition geplatzt, die der Unternehmer Frank Hellberg (auch „Commander“ genannt) vor knapp einem Jahr in Angriff genommen hat: Hellberg, der den ersten täglichen Staureport Berlins aus der Luft geliefert und Sightseeing-Flüge per Wasserflugzeug und Antonow angeboten haben soll, wollte einen mit Helium gefüllten Fesselballon an der Ecke Voß-/Ebertstraße verankern. Der Ballon sollte jeweils 30 Interessierte wie in einem Lift in etwa 150 Meter Höhe transportieren, um nach gut fünfzehn Minuten wieder abzusinken.

Hellberg zufolge gibt es nur in Paris, London und Sidney gleich große Ballons mit einem Umfang von 70 Metern. Investiert habe er bereits 2,8 Millionen Mark, 40 Arbeitsplätze hingen an dem Projekt. Seit einigen Tagen werkeln Handwerker auf dem Grundstück an Buden für die Kasse und Souvenirs. Betonblöcke zur Verankerung des Luftgefährts liegen herum, für die Stromkabel wurden Gräben ausgehoben.

Ende vergangener Woche erklärte jedoch der Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS), dass sich die „vergnügungsparkähnliche und werbefinanzierte“ Aktion nicht in das Stadtbild einfüge. Es missachte die Sichtachsen zwischen Potsdamer Platz und Reichstag. Außerdem kollidiere die Attraktion mit der am 27. Januar geplanten Grundsteinlegung für das Holocaust-Mahnmal. Deshalb werde er seine Genehmigung verweigern.

Hellberg zeigte sich gestern gegenüber der taz über diese Entscheidung entsetzt. Er verwies darauf, dass er seit Juli mit dem Bezirk „eng“ und „parallel“ zu den jeweils von ihm unternommenen Schritten zusammengearbeitet habe. Dies könne er durch Protokolle belegen. Von der Ablehnung der Aktion habe er lediglich aus der Presse erfahren. Der Baustadtrat weigere sich, mit ihm direkt zu reden. Offenbar habe die Weigerung des Bezirks damit zu tun, dass der Fernsehsender Sat. 1 auf dem Ballon werben wolle. Wie viel er dafür bekomme und was eine Fahrt in den Himmel über Berlin für die Passagiere kosten werde, dazu schwieg Hellberg.

Bauverwaltungs-Sprecherin Reetz stellte dagegen klar, dass der Unternehmer vom Bausenator lediglich die entwicklungsrechtliche Genehmigung erhalten habe – die alles entscheidende Baugenehmigung aber erteile der Bezirk.

Da ihre Verwaltung die Argumente aus Mitte für schlüssig halte und die Bauverwaltung hier die „letzte Instanz“ sei, so Reetz, bleibe dem Unternehmer jetzt nur noch, vor dem Verwaltungsgericht zu klagen. Die Bedenken richteten sich dabei nicht gegen Sat. 1 oder eine Ballonstation an sich, sondern nur gegen den Ort der Aktion. Hellberg dagegen hat schon jetzt angekündigt, weiter für sein Projekt zu kämpfen. Denn: „Es ist eine schöne Sache.“

Philipp Gessler