Landessportbund: Tempodrom foult Sportler

■ LSB widerspricht neuer Planung für das Tempodrom am Anhalter Bahnhof. Vorgesehene Sportstätte darf wegen Kulturzelt nicht verbannt werden. Schulz für Alternativstandort

Kaum hatte Tempodrom-Chefin Irene Moessinger in der vergangenen Woche den Erbpachtvertrag für das neue Grundstück am Anhalter Bahnhof in der Tasche, kommt vom Landessportbund (LSB) heftige Kritik an der Kulturzelt-Planung. Das Präsidium des LSB forderte Moessinger und das Bezirksamt Kreuzberg auf, „keine vorzeitigen Fakten“ vor Ort zu schaffen. Es werde Widerstand geben, falls die seit Jahren geplante Sportanlage auf der Grünfläche durch das Neue Tempodrom beeinträchtigt würde, erklärte LSB-Präsidiumsmitglied Dietrich Maess.

Das Neue Tempodrom soll ab 2000 auf dem Anhalter-Bahnhof-Gelände entstehen. Während Moessinger einen Sportplatz am Fuße des Kulturstandorts ablehnt, fordern der LSB sowie andere Sportverbände – darunter der Berliner Fußballverbund – die jahrelang geplante „wettkampffähige Sportstätte“ unverzüglich zu realisieren.

Es sei nicht hinnehmbar, sagte LSB-Sprecher Dietmar Bothe zur taz, den Sportplatz dort zur Disposition zu stellen. Zum einen sei die Sportstätte seit Jahren geplant und mit rund drei Millionen Mark finanziert. Zum anderen sei augenscheinlich, dass „in dem mit Sportflächen gering ausgestatteten Quartier“ die kleine Arena gebaut werden müsse.

Zugleich lehnte Bothe einen anderen Standort für die Sportler ab. Eine Verlagerung etwa in Richtung Gleisdreieck sei „nicht akzeptabel“.

Sport treibenden Kindern sei es nicht zuzumuten, sich dort spätabends aufzuhalten, außerdem sei ein neuer Standort finanziell nicht abgesichert. Der LSB will die Senatsverwaltung für Sport „auffordern“, auf den Bezirk diesbezüglich einzuwirken. Bothe: „Wir haben mit dem Tempodrom kein Problem, wenn es umgekehrt ist, so ist das die Sache von Frau Moessinger.“

Probleme könnten die Sportfunktionäre dennoch mit Kreuzbergs Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) kriegen. Jeder, so Schulz, der an „vernünftiger Stadtplanung interessiert ist“, sehe, dass ein Sportplatz und das Tempodrom nicht zusammenpassten. Deshalb müsse ein „Alternativstandort“ für die Sportler gefunden werden. Als mögliche Fläche brachte Schulz gegenüber der taz das Grundstück zwischen Möckernstraße und Technikmuseum ins Gespräch, das als „Ausgleichsfläche“ für die Bebauung des Leipziger Platzes derzeit zwischen der Bahn und dem Land verhandelt würde.

Außerdem warf er dem LSB „Panikmache“ wegen der Finanzierung vor. Mit den vorhandenen Mitteln könne der Standort Möckernstraße ebenso realisiert werden, wie der am Anhalter Bahnhof. Zudem könnten die Sportler die Duschen und Umkleiden des geplanten „Sportareals auf dem Gleisdreick mitnutzen“.

Heute will Schulz das Thema zum Gegenstand einer Bezirksamtsrunde machen.

Rolf Lautenschläger