Unterm Strich

Was ist denn jetzt wieder in Sie gefahren, Günter Grass? Erst am Freitagabend hatte György Konrád Sie als „deutschen Patrioten“ gewürdigt, um Ihnen im Namen der Akadamie der Künste Berlin nachträglich zum Nobelpreis zu gratulieren. Und jetzt beschweren sich einige Ihrer schriftstellernden Kollegen, Sie würden der Demokratie schaden. Steht alles in Welt am Sonntag.

Dort war gestern zu lesen, dass Sie, Herr Grass, sich bei einem Wahlkampfauftritt für die Wiederwahl der SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis eingesetzt haben. Dabei sollen Sie Volker Rühe als „Rambo“ und die CDU als „Barschel-Union“ beschimpft haben. Einen möglichen Regierungswechsel im Norden haben Sie gar mit dem „Niedergang der Weimarer Republik“ verglichen.

Nun haben Sie den Schlamassel: Walter Kempowski nannte Ihre Position „schrecklich“. Man dürfe Rühe, „der bislang sein Bestes gegeben hat“, nicht als Rambo bezeichnen. Und der Ex-DDR-Bürgerrechtler Lutz Rathenow meinte voll empört: „Polarisierungen für oder gegen eine Partei mit dramatisch tönender Wahldemagogie schaden der Demokratie in Deutschland. Besonders im Osten.“ Was soll aber Konrád denken, der gesagt hat, ein Deutschland so wie Grass wäre ein „gerechtes, kein zweideutiges und ein mit sittlicher Intelligenz gesegnetes Land“? Um diesen Segen sorgt sich – Ihre taz.