Fabrik bald ganz unplugged?

■ Das Altonaer Kulturzentrum ist in bedrohlichen Finanznöten

Dass es keines Phantoms bedarf, um den letzten Vorhang zu fürchten, kann man von der Fabrik erfahren. Ingo Mix, Sprecher der Kulturbehörde, erkärte gestern, das Veranstaltungszentrum in Altona sei „in finanziellen Nöten, steht aber nicht vor dem Aus.“ Vorausgegangen war der Erklärung ein Bericht der Tageszeitung Die Welt am Sonnabend. Darin hieß es, die Fabrik stehe vor der Pleite und Horst Dietrich, der 64-jährige Gründer der 1971 zum Kulturzentrum umgewandelten Ex-Munitionsfabrik, sei erst vor zwei Wochen bei der Kulturbehörde vorstellig geworden, „um auf die bedrohliche Situation seines Hauses hinzuweisen“. Dietrich plant, das durchschnittlich 300 Veranstaltungen im Jahr umfassende Programm zu reduzieren, um das Defizit in „sechstelliger Höhe“ abzubauen.

Die Stadt erwäge zwar nicht, das angeschlagene Kulturzentrum mit einer Finanzspritze zu unterstützten. Denkbar sei allerdings ein Vorschuss auf die Subventionen für das nächste Jahr. Zum jährlichen Etat der Fabrik von rund 6 Millionen Mark steuert die Kulturbehörde 1, 3 Millionen bei. Verantwortlich für die Misere der Fabrik macht Dietrich unter anderem den Beschluss des rot-grünen Senats vom April dieses Jahres, gegen illegale Plakatierer vorzugehen, denen seitdem ein Bußgeld von bis zu 100.000 Mark droht. Kritiker befürchteten schon damals, die Entscheidung, die „Hamburger Außenwerbung“ mit dem Plakatierungsmonopol zu versehen, könnte der Hamburger Clublandschaft langfristig das Wasser abgraben. „Wenn wir da-rüber nun unsere Werbung machen müssen“, so Dietrich, „kommen 300.000 Mark zusätzliche Kosten auf uns zu.“

Ob der Besucherrückgang da-rauf allein zurückzuführen ist oder auch auf das generell große Angebot in Hamburg, von dem Dietrich spricht, bleibt allerdings Spekulation. Am Ende des dritten Jahrzents ihres Bestehens sieht sich das erste alternative Kulturzentrum Deutschlands einem viel fundamentaleren Problem gegenübergestellt: dem schwindenden Interesse jüngerer Hörerschichten an Live-Konzerten an sich. tob