Vor zehn Jahren

„Die Bremer Regierung ist verrückt geworden.“ So begann vor genau zehn Jahren der Kommentar in der Bremer taz. Das sei „kein Kommentar, sondern eine Nachricht“, formulierte der Autor. „Das Bremen regierende Kollegialorgan Senat leidet unter akuten Anfällen heftigster Schizophrenie. Eine andere Erklärung gibt es nicht dafür, wenn der Sozialsenator seit Monaten jede Gelegenheit für die düstersten Katastrophenmeldungen über die drohende Obdachlosigkeit nutzt, während der Wirtschaftssenator gleichzeitig Hotel-Gebäude ankauft, bloß um sie postwendend abreißen zu lassen. Wenn nur ein biss-chen Anstand in der großen Begrüßungseuphorie der letzten Wochen gegenüber Rostockern und Leipzigern gesteckt hätte, dann hätte dieser Senat anders entschieden und gesagt: Jawohl, diese Stadt mutet es ihren zahlungskräftigen Kongressgästen selbstverständlich zu, auf ihrem Weg ins Parkhotel auch an ein paar Übersiedlern im Lloyd-Hotel vorbeizukommen.“ Sozialsenator damals: Henning Scherf, Autor des Kommentars: Klaus Schloesser, heute Sprecher eben jenes Henning Scherf. Wie die Zeiten sich ändern!