■ Auswärtige Kulturpolitik fängt zuerst im eigenen Land an
: Sparen nutzt dem Nachdenken

Wer definitiv fehlte, war der Bundesinnenminister Otto Schily. Auch wenn, nein, gerade weil die gestrige Einladung der Bundestagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen einer Anhörung zur Auswärtigen Kulturpolitik galt. Denn wie will ein Land, das den Fremden auf seinem eigenen Territorium eher reserviert bis feindselig begegnet, im Ausland eigentlich positiv ankommen und Interesse für seine Kultur wecken? Da wäre Herr Schily gefragt gewesen. So war es eben der Bundesaußenminister Joseph Fischer, der forderte, die Bundesrepublik Deutschland müsse mehr Offenheit zeigen im Umgang mit den einreisewilligen Studenten, Wissenschaftlern, Geschäftsleuten, Künstlern, Journalisten aus all den Ländern, denen wir so gerne unsere Kunst vorführen, unsere Sprache lehren, nicht zuletzt unsere Produkte verkaufen wollen. (Übrigens nicht von deutschen Geschäftsleuten, sondern neuerdings von Corporate Citizens, wie Matthias Kleinert, Vizepräsident der DaimlerChrysler AG bekannt gab.)

Ansonsten beklagte Joschka Fischer natürlich heftig die Kürzungen im Etat der auswärtigen Kulturpolitik, die man allerdings nicht dem Finanzminister anlasten könne, weil sie strukturbedingt, also unumgänglich seien. Immerhin, so darf man annehmen, ist es nur diesem Finanzdruck gedankt, dass überhaupt wieder einmal über die auswärtige Kulturpolitik, ihren Sinn und Zweck sowie ihre möglichen Erfolge diskutiert wird. Denn bevor nicht dutzende Goethe-Institute auf der Schließungsliste standen, sah sich beispielsweise auch diese Institution kaum genötigt, über die Effizienz ihrer Arbeit nachzudenken, geschweige denn öffentlich Auskunft zu geben.

Ob die geforderte Offenheit im eigenen Lande für einen kulturellen Dialog mit dem Ausland, statt des Kulturexports dorthin, nicht auch die regelmäßige Diskussion und Offenlegung der institutionellen und ministeriellen Aktivitäten beinhalten müsste – darüber wäre vor allem nachzudenken.

Brigitte Werneburg