Vorschlag

■ Schon ganze 15 Jahre alt: der Kinderzirkus des Tempodroms

„Ein punkiges Nummernprogramm hatten wir“ – sagt Irene Mössinger auf die Frage, wie es mit dem Kinderzirkus des Tempodroms anfing. Die ZuschauerInnen, die 1980 auf dem damals noch wüsten Potsdamer Platz dabei waren, sahen Exotisches: Neben Ziegenbock, Schwein, Esel und Gans lief im ersten Jahr sogar ein Elefant durch die Manege. Die Tiere lebten auf dem Gelände des Tempodroms, zuerst dort, wo heute Sony und Daimler bauen, und seit 1984 dann im Tiergarten. Für die Großstadtkinder waren die Tiere exotische Landbewohner zum Bestaunen und Anfassen.

Zuerst Bestaunen und dann die Sache selber in die Hand nehmen – dieser Logik folgt der Tempodrom-Kinderzirkus noch heute. Allerdings wurden mit der Zeit die Tiere durch Artisten ersetzt. Im Unterschied zum herkömmlichen Zirkus durften die Kinder im Tempodrom von Anfang an nach jeder Vorstellung noch einmal selber in die Manege, um im Bärenpelz und anderen Verkleidungen zu zeigen, was in ihnen steckt. Die Idee eines Zirkus zum Mitmachen hatte Irene Mössinger aus Amerika mitgebracht. Nach der Wende legte der Zirkus eine kurze Pause ein. Doch 1991 setzten sich die Musiker und Artisten Dirk Schröder, Uli Arnes und Sören Krahl wieder zusammen und dachten sich die Geschichte von „Taborka“ aus (rückwärts „Akrobat“), einem Traumland, das durch zwei ultraböse Geschäftemacher bedroht wird. Ihr Song zum Stück avancierte in den Berliner Kitas schnell zum Mitsing-Hit: „Taborka, Taborka,/es ist nicht Mallorca ...“

Vier Taborka-Geschichten hat der Kinderzirkus bis jetzt in die Manege gebracht. Daß sich während der immerhin eineinhalbstündigen Vorstellung selbst die Zwei- bis Dreijährigen nicht langweilen, liegt laut Regisseur Uli Arnes an der richtigen Mischung: „Die Kleinsten wollen nur staunen“, sagt er. „Für sie sind die bunten Kostüme. Grundschulkinder wollen, daß eine Geschichte erzählt wird. Und nicht zuletzt sollten auch die Erwachsenen auf ihre Kosten kommen“. Joachim Grunwald

Bis 8.10., Mi/Do: 10.30 Uhr, So: 15 Uhr, Tempodrom