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: Wie k.o. ist IA?

Daß das Berliner Ballungsraumfernsehen IA, das sich als eine Art Bildzeitung der Mattscheibe versteht, klamm ist, ist an sich noch keine Nachricht. Auch Gesellschafterzoff, Geschäftsführerwechsel, Entlassungen und herausgezögerte Zahlungen waren Geschäftspartner des Senders gewohnt. Doch was nach Informationen der taz nun in der Sendezentrale am Fernsehturm geschieht, das ist selbst für IA-Verhältnisse ungewöhnlich. 40 bis 50 Mitarbeiter des Senders, so heißt es, fänden dieser Tage einen Brief in ihrem Kasten oder auch die Gnade eines Vier-Augen-Gesprächs. Der Inhalt: Sie sind gefeuert. Alle Bereiche seienbetroffen, insgesamt etwa ein Drittel der Mitarbeiter.

Schon bislang hatte der Hauptstadtkanal sein Programm auf Sparflamme gefahren. Dennoch soll das Jahresbudget schon im Juli überzogen gewesen sein. „Meßbare Reichweiten“, so ein Beteiligter, habe es ohnehin kaum mehr gegeben. Zudem hatte sich Sendergründer Ulrich Schamoni bei den Anfangsinvestitionen derart verhoben, daß selbst bei einer positiven Entwicklung kein Land in Sicht wäre. Von den überteuerten Studioflächen stehen seit dem Sendestart einige leer – die hatte man weitervermieten wollen.

„Eine enorme Unsicherheit“, sagt der eine Geschäftspartner, gehe durch den Sender, der andere nennt es schlicht „das Chaos“. Nicht mehr eine Spur von Konsistenz, heißt es, strahle der IA aus, weder wirtschaftlich noch programmlich. Für Beiträge gelten derzeit nur noch zwei Kriterien: A – sie sind billig; B – die Polizei kommt gut weg.

Trotz der Krise ist kaum zu erwarten, daß IA sofort in die Pleite schlittert. Die Gesellschafter sind sich hochgradig uneins, ob man das Programm finanziell noch weiter „herunterfahren“ solle, oder ob man einen Neuanfang wagt. Hauptmotiv: Die Sendelizenz über die IA verfügt, gilt als wertvoll. Bei der Gesellschaftersitzung am Dienstag dürfte der Streit zum Austrage kommen. An die Bedingungen seiner Sendelizenz dürfte sich der Sender nun kaum mehr halten können. Schon jetzt wird die zugesagte Regionalberichterstattung nur noch sporadisch geleistet. Lutz Meier