Die eine will nicht, die andere hat's schon

Hartmut Gärtner, Bobingen

Bobingen und Lauingen, zwei zwillingshafte Kleinstädte im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben: gleich groß, gleich reich, gleich unspektakulär. Und beide machen Schlagzeilen — wegen eines Minaretts.

In Bobingen leben 1.800 Türken und 13.000 Deutsche, in Lauingen 600 Türken und 9.500 Deutsche. In Bobingen dürfen sie kein Minarett bauen, in Lauingen wird soeben die Moschee samt Minarett fertig.

Der Bobinger SPD-Bürgermeister Hartmut Gärtner und seine Entourage (zwölf CSU- Stadträte, acht von der SPD und drei Unabhängige), finden, ein Minarett im türkischen Baustil passe nicht ins Stadtbild. Der Augsburger Regierungsdirektor gab dem Minarett indes den Schutz der Religionsfreiheit. Flink erstellten Bobingens Stadträte einfach einen neuen Bebauungsplan. Nun ist, juristisch legal, kein Platz mehr fürs Minarett. Die Türken reichten Klage ein. Über Bau oder Nicht-Bau des Minaretts entscheidet nun der Münchener Verwaltungsgerichtshof.

60 Kilometer entfernt finden es der Lauinger CSU-Bürgermeister Georg Barfuß und seine Stadträte (neun von der CSU, acht von der SPD und drei Unabhängige) das „normalste von der Georg Barfuß, Lauingen

Welt, wenn jemand sein Gotteshaus baut“. Im Oktober wird dort, vorbildlich tolerant, eine Moschee mit Minarett eröffnet. Finanziell unterstützt wurden die Muslime durch ortsansässige Baufirmen – und ideell durch Katholik Barfuß: „Weil ich an einen Gott glaube, ist Gott für mich auch Jehova oder Allah.“ itz