■ Endlich: Der bajuwarisch-britannische Sprachführer
: Bierdimpfl = beer guzzler

Vorneweg marschiert zur krachledernen Einstimmung die bayerische Nationalhymne „Gott mit Dir, du Land der Bayern“ (May the Lord save you, Bavaria).

Dann kommt der eigentliche Hauptteil, halb Lexikon in alphabetischer Reihenfolge (von „Abbusseln“ bis „Wieseler Fink“, halb Landeskunde mit tiefen Einblicken in die bayerische Seele und Lebensart („Bussi“, „Gspusi“, „Spezi“). Und der Anhang verabschiedet sich sprichwörtlich mit „Alls hat oa End, nur die Wurscht hat zwoa“ (Athing has an end bit a pudden has twa) – eine schöne Analogie zwischen dem Bayerischen und Englischen.

„Bavarian into English“ heißt das lustige Büchlein von Otto Hietsch. „Ich hab schon so manches verbrochen“, moduliert der gebürtige Österreicher in breitestem Wienerisch und meint damit seinen besonderen linguistischen Forscherdrang. Früher hat er Österreich und Angelsachsen kulturell verglichen; heute macht sich der emeritierte Anglist der Regensburger Universität verdient um die bayerisch-englische Völkerfreundschaft. Das Lexikon ist die reife Frucht jahrzehntelanger Übersetzungs- und Dolmetscherpraxis.

Vorbei also die Zeit der Sprachlosigkeit und der Mißverständnisse – endlich hat jeder, der des Englischen mächtig ist, zur Bewältigung des weiß-blauen Alltags ein verläßliches Nachschlagewerk zur Hand. „Leberkäs“ ist eben keine zünftige Innerei – „Leber“ kommt von „Laib“, Fleischkäse ist also „meatloaf“ (!).

Und endlich weiß der Bayer, wie er dem Angelsachsen so Urbayerisches wie etwa „Schnadahüpfl“ (a characteristic feature of Alpine merrymakings) und „Wolperdinger“ (a mysterious forest animal with a highly prized fur) mundgerecht beibringen kann.

Immer wieder brechen die Lexikonwörter aus und erzählen schöne G'schichten vom Leben und Leiden im Bayernland. Zum Beispiel das Glossarwort „Niederschnarchlfing“ (vergleiche „Hinterhuglhapfing“), einer jener imaginierten Orte bayerischen Landtreibens.

Auch wenn einige Lexikonbegriffe wie das Straußoleum (die Neue Bayerische Staatskanzlei, als „Taj Mahal to Francis Joseph Strauss“ umschrieben) Geschmackssache sind, so will das sonst die Schmunzelmuskeln anregende opus bavariae keineswegs bei der Gaudi stehenbleiben. Denn Linguist Hietsch frönt in seinem zweisprachigen Wörterbuch mitnichten dem Filser-Bairisch, diesem oberbayerischen Dialekt, den der Thoma, Ludwig, seinem Protagonisten Filser, Josef, in den Mund legte. Hietsch, Otto, hat dem Volk genau aufs Maul geschaut und im wissenschaftlich unterfütterten Vergleich viele Wortverwandtschaften zwischen dem Bayerischen und dem Englischen herausgefunden. Und wo das genuin Bayerische – institutionell oder kulturell – keine englische Entsprechung hat, bietet das Glossar eine prägnante Formel. Wie beispielsweise beim „Schuhplatteln“: To do an alpine clog dance.

Wer am praktischen Gebrauchswert des Bändchens Zweifel hegt, der ist sicher falsch gewickelt. Wie das folgende alltägliche Szenario beweist: Ein englischer/ schottischer/neuseeländischer Alkoholvernichtungstrupp wuzelt auf der beliebten Bavariade jenseits des Weißwurstäquators. Sie zerreißen die Preißn beim Armdrücken und Fingerhakeln nach dem Motto Heidaufdnachtwernpreissnabgeschlacht. Rundherum eine Mordsgaudi mit reichlich Bärwurz. Unweigerlich müssen's pfeilgrad zum Bieseln auf das Potschamberl (Nachttopf). Noch a Halbe und a Maß. Auf geht's, das Hosentürl weit offen, den Fotzhobel (Mundharmonika) bereit, zum Fensterln ins Dreimäderlhaus. Doch bevor der erste Spezi vom Alkoholvernichtungstrupp das resche Maderl abbusseln kann, sakra, langt die ihm eine gehörige Watschen. Der Hallodri fällt die Leiter herunter in den Kumpf (Behälter für den Wetzstein) und bricht sich alle Haxen und Ripperl. Eine schöne Leich! (A lovely funeral!)

Wie heißt es so schön im Verlags-Waschzettel? „Weit spannt sich der Bogen, von der inneren Gläubigkeit an über die Phraseologie der Brauchtumspflege, das Tradieren der in der Schule erworbenen Kulturwerte bis hin zur Betriebsamkeit und Banalität der Stunde, wobei immer wieder der Humor, bekanntlich die bairische Lebensanschauung schlechthin, zum Durchbruch kommt.“ Fortsetzung folgt! Im Herbst erscheint der 2. Hietsch-Band. Dann mit Musikteil (13 Lieder). Günter Ermlich

Otto Hietsch: Bavarian into English, Andreas Dick Verlag, Straubing 1994. 36 Mark