Afrika nicht vergessen

■ UN-Generalsekretär Butros Ghali reist heute für drei Tage nach Angola

Johannesburg (taz) – Heute wird UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali Angola besuchen. Angesichts der schleppenden Geschwindigkeit, mit der die dortige UN-Friedensmission in Gang kommt, dürfte der dreitägige Besuch vor allem einen Zweck haben: der Welt zu demonstrieren, daß die UNO über die aktuellen Ereignisse in Bosnien Afrika nicht vergessen habe.

Zum Besuch Butros Ghalis sollen die ersten Truppen der Rebellenbewegung Unita und der Regierungseinheiten von UN-Blauhelmen entwaffnet werden. Ziel der UN-Mission ist es, die etwa 75.000 Unita-Kämpfer und 100.000 Regierungssoldaten zu entwaffnen und bis 1997 in eine neue, 80.000 Mann starke nationale Armee zu überführen.

Doch der ursprüngliche Zeitplan ist längst überzogen. Von den 7.600 Blauhelmen, die der Weltsicherheitsrat im Februar für das vom Bürgerkrieg völlig zerstörte Land bewilligt hatte, sind bis Anfang dieser Woche erst 1.500 eingetroffen. Und die sind bislang hauptsächlich damit beschäftigt, die wichtigsten Straßen von Minen zu räumen, um sich überhaupt im Land bewegen zu können. Wirklich starten konnte die Mission erst im Mai, nachdem sich Unita-Chef Jonas Savimbi und Präsident Eduardo dos Santos offiziell dazu bereit erklärten, ein im November vergangenen Jahres geschlossenes Friedensabkommen tatsächlich einzuhalten. Erst dann bot dos Santos, dem südafrikanischen Modell einer „Regierung der Nationalen Einheit“ folgend, Savimbi schriftlich einen von zwei Vizepräsidentenposten an. Savimbi hat allerdings bislang noch nicht erklärt, daß er das Amt wirklich annehmen werde.

Das Mißtrauen auf beiden Seiten ist groß, und Savimbi liebt eine Art von Geheimdiplomatie, die es jedesmal bis zur letzten Minute offenläßt, ob er tatsächlich zu vereinbarten Treffen mit dos Santos erscheinen wird – so auch im Mai in Lusaka. Anfang dieses Monats ließ Savimbi verlauten, anläßlich des Besuchs von Butros Ghali werde er sich erneut mit dos Santos in der Hauptstadt Luanda treffen. Doch zwei Tage vor dem Besuch erklärte ein Unita-Sprecher, „die Bedingungen dafür“ seien nicht geschaffen. Und legte nahe, daß sich der UN-Generalsekretär doch bitte nach Bailundo, dem derzeitigen Unita-Hauptquartier, begeben möge, wenn er Savimbi treffen wolle. Kordula Doerfler