Abwasserkatastrophe in der Ukraine

■ Kloaken und Industrieeinleitungen vergiften Flüsse

Kiew (dpa) – Die seit Ende Juni andauernde Abwasserkatastrophe im Flußsystem der Ostukraine verschärft sich noch. Der ukrainische Umweltminister Juri Kostenko sagte gestern, Experten hätten in den Flüssen außer organischen Rückständen auch erhöhte Dosen Radioaktivität, Öl, Ammoniak und Stickstoff gefunden. Die ungeregelten Einleitungen stammen offensichtlich aus Fabriken.

Unterdessen saßen 1,7 Millionen EinwohnerInnen von Charkow bei Sommerhitze weiter fast auf dem Trockenen. Wegen Reparaturarbeiten an den Kläranlagen wurden sie nur stundenweise mit Trinkwasser versorgt.

Die Abwasserkatastrophe war am 29. Juni eingetreten, als bei heftigen Regenfällen eine Pumpstation des Abwassersystems in Charkow versagte. Seitdem fließen tausende Kubikmeter ungeklärten Wassers in die Flüsse Uda und Lopan und von dort weiter in den nördlichen Donez. Versuche, das Leck zu stopfen, schlugen fehl. Die giftige Flutwelle erreicht nun das Grenzgebiet zu Rußland bei Lugansk. „Es könnte so weit kommen, daß wir Rußland Entschädigung zahlen müssen“, fürchtet Kostenko.

An der Cholera-Epidemie im Süden der Ukraine, die Anfang Juni durch die Verseuchung des Flusses Südlicher Bug ausgelöst worden war, sind bislang drei Menschen gestorben. Die Zahl der Erkrankten erhöhte sich auf 225.