Jelzins Frieden in Bosnien

■ Rußland droht mit Aufhebung des Embargos

Moskau (AFP/rtr/taz) – Der russische Präsident Boris Jelzin hat gestern nach einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević einen Fünf-Punkte-Plan zur Lösung des Jugoslawien-Konflikts vorgeschlagen. Danach soll die internationale Kontaktgruppe, die aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Rußland und Deutschland besteht, Kroatien zur Wahrung der Menschenrechte und zur Beachtung der Rechte der serbischen Minderheit zwingen. Im gesamten früheren Jugoslawien sollen alle Feindseligkeiten eingestellt werden.

Die Flüchtlinge sollen humanitäre Hilfe bekommen und in ihre Heimat zurückkehren können. Menschliche Tragödien will Jelzin in Zukunft verhindern, und zwar mit Hilfe internationale Beobachter, die die Einhaltung der Menschenrechte in Kroatien überwachen. Wie er das alles durchsetzen möchte, erklärte Jelzin gestern nicht. Er schlug vor, die internationale Gemeinschaft solle einen Vorschlag zur friedlichen Lösung des Bosnien-Konflikts erarbeiten. Jelzin erneuerte seinen Vorschlag, ein internationales Gipfeltreffen unter Beteiligung der kriegführenden Parteien – Serben, Kroaten, Muslime – einzuberufen. Zuvor hatte er gedroht, das Embargo gegen Rest-Jugoslawien einseitig aufzuheben, falls die internationale Staatengemeinschaft nicht bald eine entsprechende Entscheidung fälle.

Moskaus diplomatische Offensive zu Verhandlungen zwischen Milošević und dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman war am Mittwoch gescheitert. Tudjman hatte abgesagt, weil Bosniens Präsident Alija Izetbegović nicht eingeladen war. Jelzin kommentierte die Absage mit den Worten: „Anscheinend hat jemand von den Führern der großen Länder Zagreb beeinflußt.“ gb