Aromaküche für echte Selbermacher

Kochbücher sind oft kulinarische Krücken. Wer von Brühwürfel und Spaghetti lebt, braucht zumindest die Illusion, er könne jederzeit loslegen mit leckeren Vorspeisen oder Dorade im Fenchelbett. In Wahrheit liest er nur und träumt von guten Sachen, die er doch nie selbst zubereitet.

Das Buch von Köthe und Ollech sollten sich nur Menschen kaufen, die tatsächlich kochen. Es ist kein Guckbuch mit hübsch designten Tellern, sondern eine kleinformatige Lektüre mit Tipps und Rezepten für den fortgeschrittenen Praktiker, der mit Würde den Fettfleck auf der Hose trägt. Das Autorenduo aus dem Nürnberger Restaurant „Essigbrätlein“ hat ein großes Thema: Aroma, die Würze der Speisen! Hier werden keine Klassiker und regionalen Schmankerl aufgetischt und erst recht keine Hurtigfertiggerichte für den atemlosen Single. Hier geht es um kunstvolles Zubereiten mit ungewöhnlichen Kombinationen, kurz: um authentischen Geschmack.

Jedes Rezept wird auf zwei Seiten erklärt. Die Speisen sind nach Aromen – grün-frisch-frühlingshaft oder lieber braun-winterlich-üppig? – gegliedert. Das Duo würzt mit kräftigen Dosen Zimt, Anis, Minze, Orange, Rucola, Zitronengras, Thymian, Ingwer, Chili, Balsamico, aber auch mit Kakao, Ananas- und Orangensenf. Alle Fonds, Senf und Öle werden selbst angesetzt. Zwischen den Rezepten sind Gewürzportraits eingeschoben. Hier lernt man, wo der Pfeffer wächst, woher das beste Salz kommt und warum Zimtpulver kein Ersatz ist für frisch angeröstete Zimtstangen, die man im Mörser pulverisiert. Köthe und Ollech kochen phantasievoll mit asiatischer Betonung, hocharomatisch und originell. Sehr zu empfehlen für jene vier Prozent der Deutschen, die noch Fonds aufsetzen und Fleisch marinieren, also richtig zeitaufwendig kochen. Für intelligente Selbermacher und souveräne Genießer. Manfred Kriener

Andree Köthe, Yves Ollech: Die Kunst des Würzens, Girschek-Verlag, 320 Seiten, 34,80 Mark