Gebetsteppich

Weltweit gibt es etwa 1,4 Milliarden Muslime. Zehn Millionen leben in Mittel- und Nordeuropa.

Mohammad Hawari gründete die Muslimstudentenunion in Europa, das Islamische Zentrum Brüssel und später das in Aachen. Der Pharmazeut, Theologe und Lebensmittelanalytiker ist wissenschaftlicher Berater in vielen Gremien, etwa der WHO (Weltgesundheitsorganisation), insbesondere für theologische Lebensmittelfragen (Schächtung, Genmanipulation) und Gutachter für Zusatz- und Geschmacksstoffe.

Sohn Mahmoud Hawari arbeitet als Consultant bei einer Bank in Luxemburg.

Das Islamische Zentrum Aachen (IZA) machte 1990 andere Schlagzeilen: Als die Moschee einen riesigen und zig Millionen schweren Neubau samt islamischer Fernuniversität plante, wurden heftig die angeblich intimen Verbindungen des IZA zur fundamentalistischen syrischen Muslimbruderschaft diskutiert. Das Projekt kam wegen des öffentlichen Drucks nie zu Stande.

Manche Firmen haben für die Hawariformeln schon viel Geld geboten. „Wir haben sie nicht rausgegeben. Wir wollen sie selbst weiterpflegen. Mein Vater lehnt es ab, damit Geld zu verdienen“, sagt Mahmoud. Patentieren? Lizenzen? „Ach, in arabischen Ländern wird auf Patente nicht viel Wert gelegt. Für uns, für das Aachener Zentrum, ist die Berechnung weltweite Referenz: ein Marketinginstrument.“

Trittbrettfahrer und Nachahmer: Längst gibt es den universellenprayer minder für alle Tage, einen Minitaschenrechner, scheckkartengroß, vierzig Gramm, dreißig Mark. Für tausende Städte anwendbar. Aber eben ohne verlässliche Berechnungen für die Problemtage.

Die Muslime verneigen sich bei ihren Gebeten immer nach Mekka. Jeder Ort der Erde hat genau eine solche Richtung. Richtig? Nein: An manchen Orten gibt es, der Erde Kugelform sei Dank, mehrere Mekkarichtungen: Auf einer Bogenlinie quer über den nordamerikanischen Kontinent und den Südpazifik findet man den kürzesten Weg in genau zwei Richtungen. Und auf einem Punkt dieser Linie ist die Gebetsrichtung sogar völlig egal – immer ist die heilige Stadt gleich weit entfernt: Bei Mekkas Antipoden gleich neben Mururoa im Südpazifik. Indes dürfte selbst der gläubigste Muslim gerade dort eher selten um Allahs Beistand bitten. Auch wenn er gerade dort besonders nötig sein könnte. Bernd Müllender