Teure Schüler, faule Lehrer

Institut der deutschen Wirtschaft gibt Hamburgs Schulen schlechte Noten. Doch hinter Zahlen stecken Inhalte  ■ Von Sandra Wilsdorf

Der Hamburger Lehrer: Er arbeitet weniger als die meisten seiner Kollegen im restlichen Deutschland, verdient dafür aber am meisten. Er ist zwei Jahre älter als der deutsche Durchschnittslehrer und betreut die wenigsten Schüler. Trotzdem sind die Klassen nicht kleiner als anderswo, und die Schüler bekommen nur durchschnittlich viel Unterricht. Da ist es schon keine Überraschung mehr, dass Hamburg pro Schüler das meiste Geld ausgibt, bei einem Ranking des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aber nur auf Platz neun landet.

Helmut Klein vom IW hat in der Studie „Was kostet Schule? Was leistet Schule?“ schulstatistische Kennziffern aller Bundesländer verglichen. Für Hamburg kommt er zu dem Schluss: „Die Ausstattung ist klasse, aber die Versorgungsqualität passt nicht zu dem hohen Input“. Er zweifelt an der „Ausgabenwirksamkeit“. Nach seinem Ranking ist Hamburg auf Platz neun, obwohl die Ausgaben pro Schüler und Jahr mit 12.600 Mark Spitze sind. Zum Vergleich: In Sachsen sind es 7000 Mark. Ranking-Kriterien sind Schüler je Vollzeit-Lehrer, Schüler je Klasse, wöchentlich erteilte Unterrichtsstunden je Schüler und je Lehrer.

Während im Gewinner-Land Bremen Lehrer beispielsweise knapp 25 Stunden pro Woche unterrichten, kommen ihre Hamburger Kollegen mit knapp 23 aus. „Das glaube ich nicht, die Unterrichtsverpflichtung für Hamburger Lehrer liegt je nach Schulform zwischen 24 und 28 Stunden“, sagt Dietrich Lemke, Leiter der Abteilung Planung und Steuerung der Schulbehörde. So eine Zahl könne nur zustandekommen, wenn man die Arbeit von Schulleitern und Beratungslehrern abziehe. „Die aber nehmen wichtige pädagogische Aufgaben wahr“.

Überhaupt findet Lemke, dass die Studie nichts über pädagogische Inhalte aussagt. „Ich halte beispielsweise die Schüler-Lehrer-Relation für ein hervorragendes Qualitätskriterium“. Die ist mit knapp 14 SchülerInnen pro Vollzeit-Lehrer in Hamburg am besten. Trotzdem sind die Klassen mit durchschnittlich knapp 25 Schülern nicht besonders klein. „Wir haben in Hamburg viele Stunden, in denen Klassen geteilt werden, das geht in die Statistik nicht ein“. Und auch Einzelunterricht, von dem eine Stunde effektiver sein könne als zwei andere, bleibe außen vor.

Die hohen Ausgaben pro Schüler kann Lemke auch erklären: „Zum einen steigen die Grundschullehrer in Hamburg mit dem gleichen Gehalt ein, wie ihre Kollegen an anderen Schulen, weil sie eine ebenso lange und qualifizierte Ausbildung haben“. Zum anderen gehören zu diesem Posten auch Investitionen für Schulbau. „Das hat doch nichts mit Bildung zu tun“. Und: „Alles, was wir an bildungspolitischen Extras haben, fließt nicht mit ein“.