Psychotherapeuten stecken in der Krise

■ Seelenheiler demonstrieren gegen den Verfall ihrer Honorare

Statt der Probleme ihrer Patienten standen gestern die eigenen auf der Tagesordnung: Rund 800 PsychotherapeutInnen aus Berlin und den neuen Bundesländern ließen ihre Praxen zu und demonstrierten bei Schneeregen gegen ihre Honorare, die in den vergangenen Monaten drastisch gesunken sind.

„Von diesen Honoraren kann keine Praxis leben“, sagt Inge Brombacher vom Berliner Psychotherapeutenverband (DPTV). Wenn der Honorarverfall nicht gestoppt werde, stehe die ambulante psychotherapeutische Versorgung in Berlin vor dem Kollaps. Deshalb forderten die TherapeutInnen von Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung (KV) die Höhe der Honorare neu zu verhandeln. „Sprechen Sie mit uns“, hieß es auf einem Transparent.

Angefangen hat alles mit dem Psychotherapeuten-Gesetz, das nach jahrenlangem Gezerre im Januar 1999 in Kraft getreten ist. Seitdem ist Psychotherapeut ein geschützter Beruf. Den PatientInnen soll so die Orientierung auf dem Psychomarkt erleichtert werden. Seitdem sind auch die psychologischen Psychotherapeuten den ärztlichen Seelenheilern gleichgestellt und in die KV integriert. Sie dürfen jetzt direkt mit den Krankenkassen abrechnen.

Doch die Kassen knausern. Die KV hat den TherapeutInnen jüngst mitgeteilt, dass die Honorare für eine Therapiestunde etwa von der AOK oder den Betriebskrankenkassen auf zwischen 15,95 und 42,05 Mark gesunken sind. Zu Beginn des Jahres hatten diese Kassen noch 82,50 Mark pro Stunde, die Ersatzkassen 101,50 Mark bezahlt. Die Ursache liegt nach Ansicht der Therapeuten darin, dass der Topf, aus dem ihre Honorare bezahlt werden, nicht ausreicht. Er sei nach falschen Bezugsgrößen errechnet worden.

Inge Brombacher ist Verhaltenstherapeutin. Gemeinsam mit einer Kollegin betreibt sie eine Praxis in Tegel. Nach eigenen Angaben hatte sie bislang einen monatlichen Umsatz von 12.000 Mark. Nach Abzug von Miete, Versicherungen, Telefon und Fortbildungen blieben 4.000 bis 5.000 Mark. „Wenn ich nur noch die Hälfte bekomme, reicht das gerade für die Fixkosten“, sagt Brombacher. Deshalb könne sie es sich kaum noch leisten, PatientInnen aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu behandeln. 50.000 GKV-PatientInnen sind derzeit in Berlin in Psychotherapie. Sabine am Orde