leben in funnyland

■ yves eigenrauch

op, oh je! man könnte sagen, ich hätte die arschkarte gezogen. lief er erst vor vierzehn tagen während des trainings vor einen torpfosten, ließ er sich tage danach im meisterschaftsspiel treten und ins auge stechen, so fiel er jetzt in einem spiel so blöd auf seine linke hand, dass er sich weh tat. was natürlich auch in den vorher beschriebenen situationen der fall war.

er tat sich sooo weh. nur wusste er das nicht. im spiel, nach besagter bestürzter szene, schüttelte er nur dreimal die hand und spielte weiter. erst der arzt sagte aua! und veranlasste weiteres, welches mit einer hand-operation endete.

 wird es gehen? nein. ich will meine frau auch in zehn jahren noch drücken

endete? nicht wirklich. eine zweite operation wird folgen. wollte ich damit kokettieren, nicht blöd zu sein, so sagte ich: blöd geboren; blöd leben; blöd sterben. nur dann verletzt man sich als fussballa an der hand! ich halte mein bewusstsein hoch. blöd gibt es ja gar nicht, nur weniger bildung. also, wir sind nicht blöd. ja gut, ich sag mal so, es gibt solche und solche.

und dann gibt es da noch solche. und physiotherapeuten! eine hommage an TT. nichts habe ich mir gedacht, als die hand im spiel zu schmerzen begann. zu konzentriert sind wir. was konnte schon passiert sein? habe mir wohl den daumen verdreht, ein band überdehnt? also gehe ich nach dem duschen nur formhalber zu unserem mannschaftsarzt und bitte ihnm, einen blick auf diesen körperteil zu werfen. zwölf stunden später sitze ich im krankenhaus und werde gerade in ein anderes krankenhaus mit einer sehr guten handchirurgischen abteilung überwiesen. der arzt sagte beiläufig, es bestünde eine indikation für eine operation. der handchirurg sah dieses als unumgänglich an, wollte ich nicht das risiko eingehen, nicht mehr greifen zu können!

stellen wir uns einmal vor: ich möchte meiner frau einen kuss geben, berühre dazu mit beiden handflächen ihre wangen – ihr wisst schon wie – und flupsch, der daumen luxiert, ihr zauberhaftes gesicht fällt seitlich weg. ich wollte sagen: „schöne scheiße“?!?

schöne scheiße ist es auch, im krankenhaus liegen zu müssen.

schön, dass es menschen gibt, die einem helfen können. operieren, pflegen, assistieren ... lag ich erst einmal stationär, so wusste ich doch wieder, wie schön es ist, alles in allem recht gesund zu sein.

krank, schmerzen, liegen, die umwelt nur durch das fenster sehen zu können ist mehr als ernüchternd. ich sollte in zukunft lernen, mich als potenziellen patienten zu sehen. vielleicht ist dann bei eintritt des umstandes die depression nicht ganz so groß!?! wollen wir es nicht beschreien. wir müssen lernen, mit situationen umzugehen, wie gesagt. wegen einer handverletzung nicht spielen zu können hört sich schon komisch an. wegen einer so „kleinen geschichte“.

mensch, gerade jetzt, wo wir doch zeigen wollen, dass wir sowohl besser als auch erfolgreicher spielen können, als es zuletzt der fall war. und ich kann nicht helfen.

stell dich nicht so an. muss aufpassen, dass ich kein unangebrachtes schlechtes gewissen bekomme. wenn es nicht geht zu spielen, dann geht es nun mal nicht; nicht zuletzt wegen des spieles. abgesehen davon: wer kann die situation besser einschätzen als die betroffene person selbst?

heute denke ich „vielleicht geht es ja“, morgens. abends glaub ich nicht daran. übermorgen glaube ich nicht, dass es geht. freitag schon! wird es gehen? nein. lieber will ich meine frau auch in zehn jahren noch drücken können. außerdem: auch wenn ich wieder zu spielen beginne, wird mein daumen nicht im eigentlichen sinne gesund sein, vielmehr besteht nur eine spielfähigkeit. ein erhöhtes restrisiko, sich nochmals zu verletzen, wird wohl bestehen bleiben: eine seite des berufsfeldes!