Warum diese Oberflächlichkeit?

betr.: „In Afrika betrauert bald jede Familie einen Aidstoten“, taz vom 1. 12. 99

[...] Natürlich wisst ihr, dass Aids in Afrika ganz unterschiedliche Ausprägungen und Folgen hat. Warum also diese Oberflächlichkeit? [...] Wie andere Infektionskrankheiten auch ist Aids deswegen in vielen afrikanischen Staaten so zerstörerisch, weil die Armut die Menschen anfällig macht, weil medizinische Vorsorge, Behandlung und Hygiene nicht erschwinglich sind, weil die Gesundheits- und Bildungssysteme verrotten, letzteres auch wegen jahrelang verfehlter Strukturanpassungsprogramme, und natürlich auch wegen der Bürgerkriege. Die erklären nun aber wahrlich nicht alles, denn die am meisten betroffenen Länder Ost- und Südafrikas haben mehrheitlich zumindest in den letzten zehn Jahren keinen Bürgerkrieg erlebt. Schließlich frage ich mich, was mir als Leser eine Berichterstattung bringt, die die Botschaft vermittelt: „Präventive Regierungsprogramme bleiben chancenlos“. Heißt das, dass die Berichte über Fortschritte, z. B. in Uganda und Senegal, nicht stimmen? Wenn ja, dann möchte ich darüber auch etwas lesen. Wenn nein, dann gehört der ganze Artikel in den Papierkorb, aber nicht auf die Seite 2. So aber verhöhnt der Artikel alle die Menschen in Afrika, die sich gegen die Epidemie engagieren. Sie werden leider mit keinem Wort erwähnt. Thomas

Mösch, Vorsitzender der Initiative Pro Afrika e.V., Hamburg