Input Output    ■ Von Fanny Müller

Damen und Herren – liebe Studenten! Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme/stimme nicht, hört man neuerdings immer wieder Menschen vor sich hin murmeln. Und zwar im Zusammenhang beispielsweise mit dem Verzehr einer Bratwurst oder dem Besuch eines Filmtheaters respektive Freudenhauses. Allerdings habe ich das in Letzterem noch nicht gehört, weil ich nämlich noch in keinem war. Aber warum sagt man nicht wie früher, dass diese Pizza Scheiße sei und man noch Geld obendrauf kriegen müsse, weil man sie dem Wirt nicht sofort in den Hals gestopft hat? Ist das etwa die „neue Höflichkeit“? Von der ich allerdings nichts bemerke, wenn ich, schwer mit Einkäufen beladen, vor einer Drehtür stehe, die direkt vor meiner Nase in einen derartigen Schwung versetzt wird, dass ich noch stundenlang warten muss, bevor ich sie ohne Gefahr für Leib und Leben durchschreiten kann. Es handelt sich vermutlich um eine Abart der Euphemismus-Seuche, die ja bereits „Entsorgungspark“ anstelle von Atommülllager hervorgebracht hat und „Partner“ für den Freund oder die Freundin – als hätte man mit denen einen Laden aufgemacht. Was mich aber doch ziemlich wundert ist, dass der deutsche Begriff Preis/Leistung sich durchgesetzt hat und nicht das englische Input/Output. Input/Output ist kürzer, man kann es besser aussprechen, und es hört sich viel gemütlicher an, ungefähr so wie Peanuts. Und man muss hinten kein Verhältnis dranhängen. Da drängt sich einem ja gleich die Vermutung auf, dass es sich um eine zwischenmenschliche Beziehung handle. Die früher auch nicht so hieß, sondern Affäre, Techtelmechtel oder Liaison. Oder eben Verhältnis. Das hatte man, besser gesagt: frau, aber nur mit verheirateten Männern. Wo dann Preis und Leistung unmittelbar zusammenfielen. Die Frau brachte die Leistung und zahlte hinterher den Preis. Jedenfalls heute. Früher bekam unsereins wenigstens noch Eigentumswohnungen und Pelze, Juwelen und Straußenfederboas und all solch Zeug, womit sich aktuell nur noch Transvestiten auf die Straße trauen. Sofort als negativ bewerten darf man das Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man sich, sagen wir mal, luxuriösen Anwandlungen hingibt. Etwa der Kinderaufzucht. Eine Bekannte rechnete kürzlich aus, dass ihr Bengel, der inzwischen 20 ist und nicht die geringsten Anstalten macht, sich aus ihrem Haushalt zu entfernen, sie bisher zirka 200.000 Mark gekostet hat. Was richtig ist – einen Ferrari hätte sie so billig nicht bekommen. Aber immerhin ein kleines Häuschen, in das sie sich in vorgeschrittenen Jahren hätte zurückziehen können. Haha. Das kann sie komplett vergessen. Die von Alters her vornehmste Aufgabe der Kinder, nämlich die Eltern später zu versorgen, fällt heute flach, wie allgemein bekannt ist. Auch der Nachwuchs kann ja rechnen. Mütter dürfen sich heute beglückwünschen, wenn ihre vierzigjährigen Söhne bereits ausgezogen sind und lediglich am Muttertag weiß angelaufene Pralinen, halb verwelkte Nelken sowie einen secondhand gekauften Pürierstab und ansonsten jede Woche die schmutzige Wäsche vorbeibringen. Das heißt dann aber nicht mehr Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern Kosten-Nutzen-Rechnung. Ein Thema, das Gegenstand einer unserer nächsten Vorlesungen sein wird. Gute Nacht!