Super-Airbus nimmt weitere Hürde

■ 1.000 Passagiere und Karaoke-Bar: Aufsichtsrat des Flugzeug-Konsortiums nennt den Flieger technisch machbar. Rostock als Produktionsstandort offenbar aus dem Rennen

Toulouse/Berlin (taz/AP) – Der geplante Airbus-Superjumbo A3XX ist der Verwirklichung einen Schritt näher gerückt. Der Aufsichtsrat des europäischen Konsortiums stimmte dem Projekt gestern in Toulouse im Prinzip zu und beauftragte die Geschäftsleitung, Verkaufsgespräche mit Fluggesellschaften aufzunehmen.

Damit soll geklärt werden, ob die Nachfrage groß genug ist, damit sich die Produktion des Riesenjets auch rentiert. Der Airbus-Aufsichtsrat will sich bis Mitte 2000 erneut mit dem A3XX befassen. In Expertenkreisen hieß es, dass erst bei einem Auftragsvolumen von 50 Stück eine konkrete Bauentscheidung fallen werde.

Die von den Airbus-Werken ersehnte Entscheidung darüber, wo das Flugzeug zusammengebaut werden soll, wurde noch nicht getroffen. Rostock ist nun aber offenbar aus dem Rennen: In einer Airbus-Erklärung war gestern die Rede von zwei „hoch qualifizierten Produktionsstätten“, die zur Wahl stünden – zweifellos die bisherigen Airbus-Standorte Hamburg und Toulouse. Auch andere Städte in Frankreich und Spanien hatten sich beworben. Mit der Endmontage ist nach Schätzungen die Schaffung von 4.000 neuen Arbeitsplätzen verbunden.

Im A3XX finden ab 2005 etwa 500 bis 600 Passagiere Platz. Er soll das Monopol brechen, das der US-Konzern Boeing mit seinem Jumbo 747 bislang bei Großraumflugzeugen hat. Mit einem geschätzten Stückpreis von bis zu 230 Millionen Dollar wird der A3XX etwa 30 Millionen über dem des Konkurrenzmodells von Boeing (747-400) liegen, dafür aber rund 100 Sitze mehr haben. Die Entwicklungskosten werden auf 12 Milliarden Dollar geschätzt.

Das dreistöckige Großraumflugzeug soll trotz 550 Tonnen Startgewicht ohne Zwischenlandung halb um die Erde fliegen können. In einer späteren Version soll es auch 1.000 Passagiere transportieren können und wahlweise mit Krankenstation, Fitness- und Schlafsälen oder Karaoke-Bar ausgestattet sein. Ab 2007 ist auch eine Frachtversion geplant.

Unterschiedliche Ansichten gibt es darüber, ob so ein großes Flugzeug ausreichend Käufer finden wird. Boeing hatte sich aufgrund einer negativen Marktanalyse 1997 dazu entschlossen, die Entwicklung eines neuen – größeren – Jumbos nicht fortzusetzen. Demgegenüber ergab eine Marktanalyse von Airbus, dass in den kommenden 20 Jahren weit über 1.000 Großraumflugzeuge abgesetzt werden könnten. rem