Hattig sieht Hafenentwicklung positiv

■ Gesamtumschlag wächst durch Container-Boom in BHV / Neustädter Hafen defizitär: Hattig droht BLG mit Konkurrenz

„Den Bremischen Häfen geht es gut“, sagt Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU), der vor fünf Monaten auch das Häfenressort übernahm. Gestern stellte er die geschätzte Jahresbilanz 1999, hochgerechnet vom Jahresergebnis bis September, vor: Der Gesamtumschlag in Bremen und Bremerhaven wuchs gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 35,3 Millionen Tonnen. Das ist das beste bisher erzielte Ergebnis.

Das Containergeschäft sorgte mit einem Plus von 18 Prozent für den Zuwachs und macht inzwischen fast zwei Drittel des Gesamtumschlags aus. Neben weltwirtschaftlichen Faktoren führt Senator Hattig diesen Erfolg einerseits auf die Vertiefung der Außenweser-Fahrrinne zurück. Andererseits, so Hattig, hätten die Fusion der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) mit der Hamburger Eurokai sowie die Kooperation mit der Großreederei Maersk/Sea-Land die Wettbewerbssituation der Bremischen Häfen gestärkt.

Hier macht der Senator aber auch einen Risikofaktor für die Zukunft aus: Nur ein Großkunde dieses Kalibers erlaube die derzeitige intensive Auslastung der Container-Terminals (CT). Fünf einzelne Kunden, die zusammen auf dasselbe Umschlagsvolumen kommen, würden dagegen erheblich größere Kapazitäten beanspruchen. Deshalb sei die Erweiterung um CT IIIa und CT IV dringend erforderlich. CT IIIa will Hattig möglichst schon 2002 statt 2003 in Betrieb nehmen. Für CT IV strebt der Senator eine Verkürzung der Planungsphase von zehn auf fünf Jahre an.

Langfristig denkt Hattig noch weiter: Wenn die Containerschiffe weiterhin immer größer würden, könnten Flüsse irgendwann nicht mehr entsprechend ausgebaggert werden. Deshalb sondiert Hattig schon heute die Möglichkeiten eines nordwestdeutschen Hafenverbundes „unter Bremer Führung“, innerhalb dessen Container in den Seehäfen von Wilhelmshaven und Cuxhaven umgeschlagen werden könnten. (vgl. taz vom 2.12.)

Der Boom des Containerumschlags hat eine düstere Kehrseite: Der Umschlag von Massen- und konventionellem Stückgut geht kontinuierlich zurück. In der Hafengruppe Bremen Stadt brach er im vergangenen Jahr um weitere 16 Prozent ein. Das wirkt sich vor allem auf den Neustädter Hafen aus, der fast ausschließlich von diesem Umschlag lebte.

BLG-Chef Detthold Aden führt den Einbruch, der auch den Gewinn seines Unternehmens schmälerte, vor allem auf konjunkturelle Faktoren zurück. Im vergangenen Jahr habe es fast keine Exporte von Röhren und Stahl gegeben und alle Großprojekte im südostasiatischen Raum lägen auf Eis. Besserung sei jedoch in Sicht.

Um solche Schwankun-gen künftig zu kompensieren, so Aden, engagiere sich die BLG inzwischen selbst in der Abwicklung internationaler Geschäfte.

Dem Wirtschaftssenator ist der brachliegende Hafen ein Dorn im Auge: „Als Unternehmer würde ich normalerweise den Hafenzins erhöhen. Das würde den Herren bei der BLG den Schweiß auf die Stirn treiben, und sie müssten sich was einfallen lassen“, sagt Hattig. Aber dem ehemaligen Staatsunternehmen will er eine Chance geben. Wenn der BLG die Wiederbelebung des Hafens nicht gelingt, schließt Hattig nicht aus, den Hafen für die Konkurrenz zu öffnen. Es gebe Unternehmen, die interessiert wären, wenn sie dieselben Konditionen wie die BLG erhielten. not