Barkleys Knie
: Kein Sex für Sir Charles

■ Basketballstar beendet Karriere

Berlin (taz) – Es endete, wo es begann. So hatte, vermutete Charles Barkley (36), „der große Typ da oben“ es gewollt. Ausgerechnet bei seinem letzten Spiel in Philadelphia, dort, wo einst seine Karriere begann, zog sich der Power Forward der Houston Rockets am Mittwoch einen Riss der Quadricepssehne im linken Knie zu, eine soschwere Verletzung zu, dass er seinen für das Saisonende geplanten Rücktritt aus der NBA unfreiwillig vorziehen mußte. Die Verletzung benötigt eine Rehabilitationszeit von mindestens sechs Monaten.

Nach dem Spiel verkündete er seinen Abschied: „Ich habe gesagt, dass es vorbei ist, bevor die Saison anfing. Das hier besiegelt es. Ich habe nichts zu bedauern.“ Als Barkley vor die Presse trat, schien es fast so, als sei er gar nicht so unglücklich über seinen Abgang. Es war abzusehen, dass die Rockets wieder zu schlecht für den Titel waren. So klang die letzte Saison des Showtalents nicht mit einem langen, leisen Mißerfolg aus, sondern endete dramatisch.

Zwar wurde Sir Charles in 16 Profi-Jahren elfmal ins All-Star-Team berufen, einmal zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt und gewann zwei olympische Goldmedaillen. Aber niemals gewann er eine Meisterschaft, nicht im College, nicht in der NBA. Ein Versagen, das ihn umtrieb: 1992 wechselte er deshalb aus Philadelphia zu den Phoenix Suns, später nach Houston. Knapp scheiterte er 1993 im NBA-Finale gegen die Chicago Bulls.

Barkley war trotz seiner Körpergröße (nur 1,94 m) und Gewichtsproblemen nicht nur einer der besten Rebounder und Scorer, nicht nur einer ihrer arrogantesten und intelligentesten Spieler, sondern vor allem der schlagfertigste. Er legte sich mit Schiedsrichtern und Gegnern an; freche Fans schmiss er schon mal durchs Fenster einer Bar.

Niemand konnte ihm trotz Eskapaden so richtig böse sein, vor allem nicht die Journalisten, denen er die besten Zitate lieferte. Barkley flachste nach der Diagnose: „Nun Leute, das bedeutet wohl kein Sex heute Nacht.“ Ob er nun die seit Jahren angedrohte politische Karriere bei der Republikanischen Partei startet, dazu äußerte er sich noch nicht.

Thomas Winkler