■ Lichtkathedrale zu Silvester?
: „Hollywood könnte das nicht besser machen“

Bettina Ahmad, 47, Sozialpädagogin

Ich finde so was Bombastisches fürchterlich. Mich erinnert das an Lichtaktionen aus der NS-Zeit. Dass sich Berlin ausgerechnet zum Jahrtausendwechsel so präsentieren muss, stört mich sehr. Aber dahinter stehen natürlich wirtschaftliche und politische Interessen, die zu solchen Veranstaltungen anregen. Das Prinzip „Brot und Spiele fürs Volk“ hat ja immer schon funktioniert.

Michael Brenner, 50, Maler

Ein bekanntes Wahrzeichen wie die Siegessäule ist genau der richtige Platz für eine Millenniumsfeier. Mit dem Krieg und den Nazis hat das überhaupt nichts zu tun. Ich finde das phantastisch. Wenn ich nichts anderes vorhabe, werde ich mit meiner Frau da auf jeden Fall hingehen. Ich brauche den Trubel, die Massen. Hoffentlich sehen diese Lichtkegel live noch besser als auf den Bildern, die ich gesehen habe.

Lenz Queckenstedt, 22, Student

Albert Speer eignet sich bestimmt nicht als Vorbild. Licht- und Laserstrahler einzusetzen ist ja prinzipiell nicht verwerflich. Denn natürlich beeindrucken solche Lichteffekte. Es ist das Zentralistische, in die Höhe Strebende, das mich an dieser Veranstaltung so stört. Diese Pompösität passt nur zu gut in das Bild von der neuen, großen, zentralen Metropole, mit dem sich Berlin derzeit so gerne schmückt.

Michael Martini, Beamter

Ein hübsches Spektakel ist das, mehr nicht. Hollywood könnte das nicht besser machen. Den Vorwurf, das sei wie von Speer inszeniert, halte ich für hanebüchenden Unsinn. Schließlich leben wir heute in einer anderen Gesellschaft. Man kann jegliche Kunstform böswilligerweise irgendwie mit Adolf verknüpfen. Lichtkegel sehen nun mal so aus. Natürlich sind die ergreifend.

Thomas Engel, 29, Installateur

Auf Lasershows und so'n Kram stehe ich. Aber warum muss das zu Silvester sein? In Zeiten knapper Kassen finde ich solche Riesen-Events pure Geldverschwendung. Ans Dritte Reich denke ich bei dieser Lichtshow aber bestimmt nicht. Das ist über 50 Jahre her. Wir sollten aufhören, immer gleich an die Nazis zu erinnern, wenn irgendwo groß gefeiert wird. Ich bin die nächste Generation.

Mareen Vogt, 16, Schülerin

Berlin präsentiert sich neuerdings der Welt ja gerne als Hauptstadt und will was ganz Besonderes darstellen. Vielleicht zieht so eine Veranstaltung Touristen an, mich aber nicht. Wer's mag, soll hingehen. Ich halte solche Lichtinstallationen für übertrieben, kitschig und ziemlich überflüssig. Dieser Glamour, das passt einfach nicht zu Berlin. Ein Blick hinter die Kulissen verrät: Das ist mehr Schein als Sein.

Umfrage: Markus Wierz

Fotos: Jan Nordmann