Freiheit macht arm

■ Die Hobby-Band „Superbonbon“ probt im properen Genf dreisprachige Gegenkultur

Weil Genf die Welthauptstadt der internationalen Konferenzen ist, glauben viele, als Genfer müss-te man etliche Sprachen beherrschen. Das stimmt nicht wirklich: Die meisten Genfer sprechen Französisch. Und alles andere höchstens leidlich. Superbonbon sind eine Band aus Genf und haben seit 1996 drei EPs veröffentlicht, ausschließlich auf Vinyl übrigens. Die erste trug den englischen Titel Eat-Suck, die zweite hieß auf französisch Dans L'Air. Die neueste EP hat den deutschen Titel So oder so, aber gesungen wird darauf wieder in den drei Sprachen.

Auf Französisch besingen Superbonbon auf So oder so ein „Week-End à Brive“, das trotz aller Idylle nur Heimweh weckt, und widmen einen Song dem Broadwaysänger Pat Suzuki. Solche Hommagen haben Tradition bei Superbonbon: Auf der vorigen Platte war der Schauspieler Steve Buscemi das Objekt der Bewunderung. Der Kenntnisreichtum im kulturellen Feld überrascht nicht, wenn man weiß, dass Sängerin Judith Wyder regelmäßig für das bekannte deutschschweizer Nachrichtenmagazin Facts schreibt und Gitarrist Thierry Sartoretti für das westschweizer Pendant L'Hebdo Filme und Platten kritisiert.

Die Jobs der Musiker und die seltenen Veröffentlichungen legen nahe, dass es sich bei Superbonbon um eine Art Hobbyband handelt. Doch das ist in diesem Fall gar nicht abfällig gemeint: Hobbybands nehmen mal ein Cover von Stevie Wonders „I just Called to Say I Love You“ auf, nicht um damit berühmt zu werden, sondern weil es eben Spaß macht. Und Hobbybands spielen einfach Lieblingsmusik: Pavement, Stereolab und vor allem die Breeders müssen bei Superbonbon dazu zählen. Daraus macht die Band nonchalanten Gitarrenpop, bei dem der Moog-Synthesizer kräftig mitfiepsen darf.

Die Homebase von Superbonbon ist das linke Kulturzentrum L'Usine, das als sympathisch verwarzter Fremdkörper mitten zwischen den Reichtum ausstrahlenden Bauten von Genf steht. Doch auch dort kommt es vor, dass man mal denkt (und singt): „So oder so, wir sollten tanzen gehen“. Dafür brauchen Superbonbon nach ihrem Hamburger Auftritt gar nicht weit gehen: Anti-Popstar Knarf Rellöm wird das Konzert mit Pop- und Soulplatten einrahmen.

Felix Bayer

heute, 22.30 Uhr, Golden Pudel Klub